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Sport: Kein Fall für zwei

In Köln sind sich Sportdirektor und Trainer uneinig.

Köln - Michael Rensing sprach von einem FC-Syndrom und meinte nach der jüngsten Niederlage gegen Schalke 04 den verlässlichen Verfall seiner Mannschaft nach Gegentoren. Doch diese Gefühlsregung des Kölner Torhüters könnte auch als Zustandsbeschreibung des gesamten Vereins gelten.

Beim 1. FC Köln ist die Welt wieder einmal nicht in Ordnung. Zum einen, weil die sportliche Perspektive nach insgesamt zwei Rückrunden-Niederlagen wenig vielversprechend erscheint und die Knöchelverletzung von Lukas Podolski, die eine mindestens vierwöchige Pause nach sich ziehen wird, selbst die größten rheinischen Optimisten in Depressionen verfallen lassen dürfte. Schließlich hat der Kölner Stadtheilige Podolski mit 15 Treffern mehr als die Hälfte aller 28 Tore für seinen Klub erzielt. Der FC steckt wieder mitten im Abstiegskampf. Zum anderen scheint sich auf der Führungsebene ein gehöriges Kommunikationsproblem ergeben zu haben. Während Sportchef Volker Finke fast die ganze vergangene Woche beim Afrika-Cup verbrachte, um mögliche Neuverpflichtungen unter die Lupe zu nehmen, suchte Trainer Stale Solbakken mit FC-Mitarbeitern per DVD nach dringend erwünschten Verstärkungen.

Dass Finke am vergangenen Montag plötzlich Angreifer Chong Tese vom Zweitligisten VfL Bochum verpflichtete, dürfte auch Solbakken überrascht haben. Tese sei vorher nie ein Thema gewesen, ließ der Trainer wissen. Finke sagt, er habe den Trainer tags zuvor darüber informiert. Nicht nur die Fans dürften sich gefragt haben, ob ein Zweitligaangreifer eine adäquate Lösung ist, Podolski zu entlasten oder gar zu ersetzen.

Ohnehin stellt sich beim FC derzeit die Frage, in welchem Verhältnis Finke und Solbakken noch stehen. Es scheint, als rücke der Geschäftsführer immer mehr von jenem Trainer ab, den er als Wunschkandidaten vor Saisonbeginn verpflichtet hatte. Flapsige Bemerkungen Finkes in Richtung der Arbeit des Trainers sprechen ebenfalls nicht für gesteigerte Harmonie. Sehr zweifelhaft ist, ob es Volker Finke in seiner Zeit als Trainer akzeptiert hätte, wenn ein Sportdirektor ähnlich bei der Verpflichtung von neuen Spielern vorgegangen wäre.

Lukas Podolski scheint jedenfalls große Bedenken zu haben, ob die Kölner die Kurve im Abstiegskampf bekommen. „Ich habe immer gewarnt. Der FC wird sich immer zwischen den Plätzen zehn und 18 aufhalten. Jetzt sind wir mal wieder fast ganz unten.“ Jörg Strohschein

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