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Sport: Kein Gegentor für Lehmann

Beim 2:2 im Spitzenspiel zwischen Arsenal und Chelsea sitzt der deutsche Nationaltorwart wieder nur auf der Ersatzbank

José Mourinho bleibt Tabellenführer, auch in modischer Hinsicht. Fußballtrainer in England interessieren sich in der Regel nicht groß für Kleidung, doch der Portugiese weiß genau, dass Mode versteckte Botschaften transportieren kann. Am Anfang seiner Tätigkeit beim FC Chelsea trug der 41-Jährige ausschließlich Trainingsanzüge, um zu zeigen, dass nicht das viele Geld des Klubbesitzers Abramowitsch, sondern harte Arbeit den Erfolg bringt. Im Herbst, als sein Team mit banalem Ergebnisfußball langweilte, ließ er sich nur in Prada-Jacken blicken. Sie suggerierten, dass er durchaus einen Sinn für Ästhetik hat. Die aktuelle Mourinho-Kollektion kombiniert schwere Ledermäntel mit schlampig gebundenen Krawatten und einem gelangweilten Gesichtsausdruck – Typ Schulhof-Coolster.

In dieser Rolle gefällt sich der Mann, sie verbreitet eine gewisse Siegermentalität. „Egal, was am Sonntag passiert, unsere Fans werden das schöne Lied von der Tabellenführung singen können“, hatte Mourinho vor dem Spitzenspiel beim FC Arsenal locker verkündet. Nachher war er davon überzeugt, dass sein Team trotz der Punkteteilung „das bessere“ gewesen war. 2:2 hieß es am Ende im Londoner Stadtderby, nach dem Chelsea seine fünf Punkte Vorsprung behält und das die Erkenntnis sicherte, dass immer noch toller englischer Fußball dabei herauskommt, wenn ein Franzose und ein Portugiese 18 Ausländer auf den Rasen schicken.

Thierry Henry hatte die Mannschaft von Arsène Wenger mit einem Weltklassetor schon nach 72 Sekunden in Führung gebracht. Chelsea schlug durch John Terry schnell zurück und dominierte vor allem durch den famosen Arjen Robben das Geschehen in der ersten Hälfte. Doch ziemlich überraschend ging Arsenal durch Henry wieder in Führung. Obwohl Gudjohnsen kurz nach der Halbzeit den Ausgleich erzielte, konnte Mourinho später sich nur schwer deutliche Kommentare zum zweiten Gegentor verkneifen: „Ich kann nicht sagen, was in meinem Herzen und in meinem Kopf ist, sonst sperrt mich der Verband und belegt mich mit einer Strafe. Das Geld gebe ich lieber für Weihnachtsgeschenke aus.“ Schiedsrichter Poll hatte den Freistoßtreffer Henrys anerkannt, obwohl Chelseas Torhüter Petr Cech noch am anderen Pfosten die Mauer dirigiert hatte. Vorher hatte Poll nicht angepfiffen, was in England aber durchaus üblich ist. Selbst Wenger wusste nicht, ob diese großzügige Regelauslegung fair sei, verwies allerdings auf ein Spiel gegen Leeds, in dem Arsenal ein ähnliches Tor hatte hinnehmen müssen.

Ohne Gegentor blieb diesmal Nationaltorwart Jens Lehmann, wenngleich er daran keinen großen Anteil hatte. Aus seiner kleinen Verschnaufpause scheint aus unerfindlichen Gründen ein längerer Urlaub zu werden. Am Sonntag stand überraschend wieder Manuel Almunia in Arsenals Tor. Obwohl dem Spanier von seinem Trainer ein gutes Spiel attestiert wurde, hat die Boulevardpresse in ihm bereits einen Wiedergänger seines Namensvetters Manuel, dem tolpatschigen Kellner aus der Fernsehserie „Fawlty Towers“, ausgemacht. Auf jeden Fall ist Arsenal seit neuestem deutlich anfälliger bei Standardsituationen.

Das wird den Spitzenreiter erfreuen. Wenn Chelsea unbeschadet durch das dichte Programm der nächsten vier Wochen kommt, sieht es gut aus mit der Meisterschaft. José Mourinho hat auch noch einen anderen Grund, sich auf Weihnachten zu freuen. Am 28. Dezember starten die Londoner Luxuskaufhäuser den Schlussverkauf – da wird er sicher was Schönes für die Meisterfeier finden.

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