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Wahre Liebe. Franck Ribéry weiß, was er Thomas Müller zu verdanken hat: Der Nationalspieler gab dem Spiel mit seinem Tor zum 1:1 die entscheidende Wende. Foto: dpa

© dpa

Sport: Keine Gnade mit dem VfB

Nach einem 0:1-Rückstand besiegt Bayern München die Stuttgarter noch mit 6:1.

Es war eine kleine Geduldsprobe, die Javier Martinez zu ertragen hatte. In der 77. Minute war es so weit, Jupp Heynckes, der Trainer des FC Bayern München, wollte die Neuverpflichtung für ein bisschen Eingewöhnung aufs Spielfeld schicken. Nur auf dem Spielfeld, da tat sich nichts. Der FC Bayern führte schon 6:1 gegen den VfB Stuttgart. Und weil sich der Vorsprung so komfortabel gestaltete, schoben sich die Münchner den Ball nur noch ruhig zu. Es dauerte also ein paar Minuten, bis er ins Aus rollte – und Martinez, mit 40 Millionen Euro Ablöse der Rekordtransfer der Fußball-Bundesliga, unter großem Getöse das erste Mal den Platz der Münchner Arena betrat.

Doch der Abend der Attraktionen bestand aus Münchner Sicht ja nicht nur aus dem Spanier Martinez. Auch der 6:1(3:1)-Sieg trug zur guten Laune bei, genau wie Bastian Schweinsteiger, der das erste Mal wieder von Beginn an spielte. Toni Kroos rückte auf die Position hinter den Spitzen, Thomas Müller nach rechts außen, wo Arjen Robben wegen einer Erkältung fehlte. VfB-Trainer Bruno Labbadia schickte mit Gotoku Sakai und Shinji Okazaki für den am Rücken verletzten Tim Hoogland und Ibrahima Traore ebenfalls zwei neue Spieler aufs Feld.

Vielleicht hätte Martinez den Bayern sogar schon von Beginn an gut getan. Robust soll er ja sein und zweikampfstark. Also alles das, was den Bayern fehlte in der Anfangsphase. Die erste große Möglichkeit hatte Stuttgart, als Martin Harnik nach einem Solo über die rechte Seite die Unterkante der Latte traf. In der 25. Minute machte es der Österreicher besser, sehr viel besser: Einen langgezogenen Freistoß von Arthur Boka hob er volley über Keeper Manuel Neuer ins Netz. Ein wunderschöner Treffer zur 1:0-Führung, die sich der VfB durch konzentriertes Spiel verdient hatte – und sich im Anschluss durch aberwitzige Unkonzentriertheiten selbst kaputt machte.

„Wir haben gut angefangen und uns die Eier dann selbst reingelegt“, sagte Harnik nach dem Spiel. Besser kann man nicht beschreiben, was nach seinem Tor geschah: Zunächst vertändelte Vedad Ibisevic den Ball, Thomas Müller glich im Nachsetzen aus. 73 Sekunden später schloss Toni Kroos zur Führung ab, nachdem er alleine auf das Stuttgarter Tor hatte zulaufen können. Stuttgart war nun sichtlich gezeichnet vom Spielverlauf, Gustavo gab den Gästen mit einem Gewaltschuss zum 3:1 kurz vor der Pause den Rest. Ausgerechnet Gustavo und Kroos, für die der Transfer von Martinez einem Misstrauensvotum fürs defensive Mittelfeld gleichkommt, präsentierten sich in der ersten Hälfte als beste Münchner.

„Wir haben ein bisschen gebraucht, aber dann die Tore zum richtigen Zeitpunkt gemacht“, sagte Philipp Lahm. Binnen sechs Minuten machten die Münchner ihre Gäste nach der Pause zum Gespött der 71000 Zuschauer in der über den Sommer ausgebauten Arena: Erst staubte Mario Mandzukic (47.) ab, dann köpfte Müller (49.) ein, und in der 51. Minute durfte schließlich auch noch Schweinsteiger vollenden. „Stuttgart hat eine klasse Mannschaft, aber nach dem Rückstand haben wir einfach gut reagiert“, sagte Heynckes, es klang nach Mitleid mit dem Trainerkollegen Labbadia.

Die Partie war früh entschieden, jetzt warteten eigentlich nur noch alle auf den Neuzugang: auf Javier Martinez. Doch zunächst kam Claudio Pizarro, dann Xherdan Shaqiri. Zwischendurch verdiente sich Ibisevic mit einem Kopfstoß gegen Jerome Boateng noch die Rote Karte – und dann war es so weit: Die Einwechslung war auch ein kleines Geschenk von Trainer Heynckes: Martinez feierte gestern seinen 24. Geburtstag.

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