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Kiefer ausgeschieden: Erstmals keine Tennis-Medaille für Deutschland

Nicolas Kiefer hat sein Achtelfinal-Match gegen den Franzosen Paul-Henri Mathieu mit 3:6 und 5:7 verloren. Damit bleibt der Deutsche Tennis Bund erstmals seit Wiederaufnahme der Sportart ins olympische Programm 1988 ohne Medaille.

Ausgelaugt und ohne jede Leidenschaft ist Nicolas Kiefer aus dem olympischen Tennisturnier ausgeschieden. Mit den Kräften offenkundig am Ende ergab sich der Hannoveraner am Mittwoch im Achtelfinale gegen den Franzosen Paul-Henri Mathieu seinem Schicksal und verabschiedete sich mit einer 3:6, 5:7-Niederlage einen Tag nach Rainer Schüttler als letzter deutscher Tennisprofi aus dem Wettbewerb in Peking. „Bei einem anderen Turnier wäre ich gar nicht erst an den Start gegangen“, sagte Kiefer und blickte dabei so emotionslos wie sein Spiel auf dem Hartplatz angemutet hatte.

Nur einmal blitzte Kiefers Kampfbereitschaft auf, doch da war es bereits zu spät. Als der Weltranglisten-26. Mathieu zum Match aufschlug, begann der 26-jährige Straßburger zu wackeln und kassierte ein Break zum 5:5. Das allerdings holte er sich prompt zurück und brachte den überraschend glatten Sieg unter Dach und Fach. „Ich habe meine Emotionen für mich behalten. Innerlich waren sie da“, behauptete Kiefer und erinnerte an den hammerharten Dienstag, an dem er bei heißen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit im Einzel und Doppel insgesamt 5:22 Stunden auf dem Platz gestanden hatte.

"Bin keine Maschine"

Die Qualen dieser Tortur, die durch Schmerzen an der linken Hüfte und Magenprobleme noch verstärkt wurden, konnten die nächtlichen Behandlungen durch Physiotherapeut Klaus Eder nur lindern. „Ich bin schließlich keine Maschine“, meinte Kiefer, der mit seiner Leistung nicht einmal unzufrieden war. „Ich habe viel aggressiver als in den beiden ersten Runden gespielt. Aber wenn der Körper nicht mitmacht.“  Bundestrainer Patrik Kühnen machte gute Miene zum bösen Spiel. „Nicolas sollte Kraft sparen und lange Ballwechsel vermeiden.“ Dass der als Weltranglisten-21. beste deutsche Tennisprofi nicht ganz bei der Sache gewesen sei, stimme nicht. Kiefer habe statt Emotionen zu zeigen, sich extrem konzentriert und alles überflüssige vermieden, um sich nicht unnötig anzustrengen. „Schade, dass es unter dem Strich nicht geklappt hat“, meinte Kiefer. Wie sein Kollege aus dem Silber-Doppel von Athen, Rainer Schüttler, kann er Olympia nun als Tourist genießen, bevor beide in eineinhalb Wochen bei den US Open antreten.

Das Olympia-Buch der deutschen Tennisspieler ist jedenfalls mit einem unrühmlichen Eintrag zugeschlagen. Erstmals seit zwanzig Jahren wird es keine Medaille geben - erst recht keine goldene wie die von Steffi Graf in Seoul 1988 oder die von Boris Becker/Michael Stich 1992 im Doppel von Barcelona. Mit Silber dekoriert kehrten Thomas Haas aus Sydney 2000 und Kiefer/Schüttler 2004 aus Athen zurück. David Prinosil/Marc-Kevin Goellner gewannen in Atlanta 1996 Bronze.

Ihrem ersten Gold streben Roger Federer und Rafael Nadal derweil zielstrebig entgegen. Der Schweizer ließ sich vom Tschechen Tomas Berdych nicht vom Erfolgsweg drängen, der ihn in Athen in der zweiten Runde geschlagen, danach aber im jetzt siebten Vergleich stets den Kürzeren gezogen hatte. Federers Gegner im Viertelfinale ist der Amerikaner James Blake. Der Spanier Nadal besiegte Igor Andrejew aus Russland und trifft nun auf den Österreicher Jürgen Melzer. (dpa)

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