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Steve McClaren in Jubelpose. Mit Twente Enschede wurde der Engländer vor ein paar Tagen Meister in den Niederlanden.

© dpa

Köstner-Nachfolger gefunden: Englands Ex-Nationalcoach McClaren wird Trainer in Wolfsburg

Fußball-Bundesligist VfL Wolfsburg hat Steve McClaren als neuen Trainer verpflichtet. Der deutsche Meister von 2009 und der ehemalige englische Nationaltrainer einigten sich am Dienstag auf einen Zweijahresvertrag bis 2012.

Von Christian Otto

Als das große Geheimnis endlich gelüftet war, sah Dieter Hoeneß sehr erleichtert aus. Auch, weil keine Fragen mit dem Stichwort „Regenschirm“ gestellt wurden. Und weil er auf die Frage, wer der neue Cheftrainer des VfL Wolfsburg wird, endlich eine Antwort geben konnte. Stück für Stück war durchgesickert, dass Steve McClaren einen bis 2011 gültigen Vertrag beim gerade entthronten deutschen Meister unterschrieben hat. Mit der Faust in der Tasche hatte Hoeneß als zuletzt äußerst schweigsamer Vorsitzender der Wolfsburger Geschäftsführung ertragen müssen, dass über seinen neuen Mann schon Witze gerissen wurden.

McClaren ist vom britischen Boulevard mit dem unschönen Titel „Der Trottel mit dem Regenschirm“ bedacht worden. Als englischer Nationaltrainer hatte er im entscheiden Moment der verpassten Qualifikation für die Europameisterschaft 2008, beim 2:3 im Wembley Stadion gegen Kroatien, aus Furcht vor Regen unter einem Schirm Schutz gesucht hatte. In der Bundesliga darf der 49-Jährige nun versuchen, diese auf der Insel belächelte Episode abzuschütteln. Für die Spieler des VfL Wolfsburg, die auf eine Klärung der Trainerfrage gedrängt hatten, ist damit eine lange Zeit der Ungewissheit zu Ende gegangen. Nachdem der ebenfalls umworbene Franzose Gérard Houllier den Niedersachsen aus persönlichen Gründen abgesagt hatte, kommt jetzt mit McClaren ein Mann zum Zug, der gerade erst mit Twente Enschede niederländischer Meister geworden ist. Er soll nicht nur ein klares und leicht verständliches Englisch sprechen. Ihm wird auch nachgesagt, dass er auf dem Trainingsplatz eine klare Handschrift entwickelt hat. Nach diversen Stationen im englischen Fußball – unter anderem beim FC Middlesbrough – und einer Lehrzeit als Assistent von Sir Alex Ferguson bei Manchester United war McClaren zwischen 2006 und 2007 für 15 Monate Englands Nationaltrainer. „Ich bin froh, einen Mann dieser Qualität verpflichtet zu haben“, findet Hoeneß, der sich mit der gestern verkündeten Nachfolgelösung für Interimstrainer Lorenz-Günter Köstner erstaunlich viel Zeit gelassen hatte.

Zu den Kuriositäten des modernen Fußballs gehört dank McClaren jetzt auch, dass die letzten Details in seinem Vertrag zwischen Wolfsburg und Ägypten geklärt werden mussten. Der Mann mit den recht ausgeprägten Geheimratsecken belohnt sich gerade mit einem ausgedehnten Urlaub auf dem Nil für sein überraschendes Meisterstück mit Enschede. Dem Vernehmen nach sollen diverse Faxe vom Mittellandkanal zum Nil und zurück versendet worden sein, die der erste englische Trainer in der Geschichte der Bundesliga nur bei Landgängen in Ägypten in Empfang nehmen konnte. Ende Mai soll McClaren offiziell in Wolfsburg vorgestellt werden. Bis dahin bleibt allen Beteiligten genügend Zeit, die wichtigsten englischen Fußball-Vokabeln zu pauken.

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