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Gegen Mainz brachten sich die Herthaner sogar ganz ohne Gegenspieler zu Fall.

© Annegret Hilse/dpa

Kolumne: Auslaufen mit Lüdecke: Wetten, dass ...Hertha BSC?

Unser Kolumnist freut sich über seine prophetischen Fähigkeiten und überlegt nach dem schwachen Spiel von Hertha BSC gegen Mainz, ob er nichts ins Wettgeschäft einsteigen sollte.

In der letzten Glosse hatte ich hier an dieser Stelle indirekt vermutet, dass die Herthaner nach dem famosen Auswärtssieg gegen Leverkusen ihr Heimspiel gegen die vermeintlich schwachen Mainzer verlieren würden. Ich habe viele Reaktionen erhalten und man hat mir sogar nachträglich gratuliert, ob meiner Prophezeiung. Ich bedanke mich herzlich dafür, muss aber darauf hinweisen, so schwer war diese Vorhersage nun auch nicht. Jeder, der sich ein bisschen mit Hertha beschäftigt, kennt dieses Phänomen. Eine große Chance für einen deutlichen Sprung in der Tabelle, ein Heimspiel und ein Gegner, der seit Wochen nichts gerissen hat…

Same procedure as every year. Ein wenig überrascht wurde ich dann aber doch. Denn, wenn ich ehrlich bin, mit einer so grottenschlechten Leistung hatte ich nicht gerechnet. Ich dachte eher, sie rennen 90 Minuten an und fangen sich dann einen Konter.

Aber so was? Ich gebe zu, ich habe das Spiel nicht im Stadion gesehen und mir taten die zahlenden Zuschauer leid. Mir schoss sogar das Wort „Schadensersatz“ durch den Kopf. Ich habe ja bisweilen schon daran gedacht, bei irgendeinem Sportwettenanbieter gegen Hertha zu tippen. Dann könnte ich mich bei Spielen wie am letzten Freitag wenigstens mit dem gewonnenen Geld trösten. Sollte ich aber eine finanzielle Einbuße erleiden, würde ich mich zum Ausgleich am Erfolg meiner Mannschaft erfreuen. Ich könnte mir vorstellen, dass es nicht wenige Hertha-Fans gibt, die in ihrer Verzweiflung genau solche Schritte unternehmen.

Mittelmaß oder Abstiegskampf?

Nach der Begegnung sagte Trainer Dardai, dass „die Mainzer so gespielt hätten, wie wir uns das vorgestellt haben“. Darüber musste ich nachdenken. Wie ist das zu verstehen? Dass man selber so spielen wollte wie die Mainzer? Oder dass man die Spielweise der Mainzer genau so erwartet hatte? Ich hoffe inständig auf die Richtigkeit der ersten Interpretation.

Nun hatte ich immer ein wenig das Gefühl, dass wir als Berliner möglicherweise auch zu viel erwarten. Wir müssten akzeptieren, unser Team ist eben nur Mittelmaß. Leider. Dann lese ich, dass Trainer Dardai davon ausgeht, man benötige erst mal 40 Punkte und „das würde schwer genug“.

40 Punkte? Schwierig genug? 40 Punkte bedeutet in aller Regel den Abstieg gerade so verhindert zu haben. Und das würde schwer genug? Also habe ich mich doch geirrt! Wir sind gar kein Mittelmaß! Vielleicht sollte ich mir die Sache mit den Sportwetten noch mal genauer durch den Kopf gehen lassen.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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