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Kolumne Europareise (15): Angela Merkel wird fußballerisch immer besser

In unserer täglichen Kolumne kommentieren Jens Mühling, Marcel Reif, Moritz Rinke, Lucien Favre und Philipp Köster und im Wechsel die EM. Diesmal sieht Moritz Rinke bei der Kanzlerin eine fußballerische Entwicklung.

Die fußballerische Entwicklung von Angela Merkel ist wirklich beeindruckend. 2006, bei der WM in Deutschland, saß sie das erste Mal in München im Gruppenspiel gegen Costa Rica im weißen Jäckchen auf der Tribüne und klatschte in die Hände, wenn sie erkannt hatte, dass der Ball im Tor von Costa Rica gelandet war. Im Spiel gegen Polen saß sie im violetten Jäckchen in Dortmund, sprang nach dem späten Tor von Neuville erfreut auf und umarmte Dr. Theo Zwanziger vom DFB. Nach dem siegreichen Elfmeterschießen gegen Argentinien küsste sie sogar Franz Beckenbauer im knallroten Jäckchen. Bei der WM 2006 war also schon bei Merkel eine Entwicklung zu sehen.

2008, bei der letzten EM, hat sie dann den pausierenden Bastian Schweinsteiger auf der Tribüne im Ernst-Happel-Stadion gegen Österreich näher kennen gelernt. (Schweinsteiger rot gesperrt, Merkel rot geflirtetes Gesicht), was sie offenbar so angeregt haben muss, dass sie beim nächsten großen Turnier in Südafrika gleich direkt in die Umkleidekabine lief. Sie im roten Jäckchen, die Spieler alle nur noch im Schlüpfer. Das Ganze gipfelte dann im sogenannten „Integrationsfoto“: Merkel (grünes Jäckchen) mit Mesut Özil (nackt) vor dessen Spind nach dem Qualifikationsspiel gegen die Türkei.

Konnte die Bundeskanzlerin das noch steigern? Ja, am Freitag im Spiel gegen die Griechen! Den Eurokrisengipfel in Rom hatte sie noch zum Unwillen der Sozialisten nach vorne verschoben, um rechtzeitig beim Spiel in Danzig zu sein. Hat sie nicht eigentlich auch selbst gespielt?

Wahrscheinlich wurde noch nie in der Geschichte des Fußballs so oft eine Politikerin eingeblendet, vor allem im griechischen Fernsehen, ich habe das Spiel in der Taverne vom Schauspieler Kostas Papanastasiou gesehen, der war in der „Lindenstraße“ der Gastwirt Panaiotis Sarikakis. In der Taverne bei Papanastasiou herrschte eine Stimmung, als spielte Angela Merkel mit Bastian Schweinsteiger in der Schaltzentrale auf der Doppel-Sechs.

Bei einem Freund von Papanastasiou lag die griechische Zeitung „Sport Day“ neben dem Schafskäse: „Merkel, komm wie du bist – wir werden dich schlagen!“ Merkel war wieder im pistaziengrünen Jäckchen gekommen und hat damit endgültig die 16 Jahre eingeblendete Strickjacke von Helmut Kohl aus der Zeit der Wiedervereinigung, des WM-Titels und des Rumpelfußballs verdrängt.

Schade nur, für was der Fußball so alles herhalten muss.

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