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Das lief gut. Auch bei den Siegerehrungen im Langlauf.

© IMAGO/Christian Heilwagen/IMAGO/christian heilwagen

Kolumne „inklusiv“ : Special Olympics Winterspiele 2024 – gemeinsam waren wir stark!

Die Special Olympics Winterspiele in Thüringen waren ein großer Erfolg. Bei den Spielen trieben Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam Sport.

Von Nikolai Prodöhl

Die Special Olympics Winterspiele fanden in Oberhof, Erfurt und Weimar vom 29 Januar bis zum 2 Februar statt. Es nahmen insgesamt 900 Athlet*innen sowie Unified Partner*innen an den Spielen teil, unterstützt von 500 freiwillige Helfer*innen.

Die Winterspiele waren auch erfolgreich mit der Berichterstattung, insgesamt wurde 20 Stunden Live berichtet. Insgesamt gab es dort über 300 Berichte in Print, Radio und Fernsehen. Die Wettbewerbe waren immer gut besucht, überall herrschte eine fröhliche Stimmung. Mit Beifall haben die Zuschauer geklatscht und die Mannschaften wurden angefeuert. Insgesamt gab es dort 400 Siegerehrungen.  

Der Athletensprecher von Thüringen, Manuel Wehner, war auch als Athlet bei den Winterspielen aktiv. Er war sehr erfolgreich im Ski Sport. Dort gewann er die Goldmedaille im Skilanglauf in dem Staffellauf und die Silbermedaille im 2,5 km-Lauf. Für ihn hat sich das harte Training ausgezahlt, er trainiert mehr malz in der Woche. Zum Ski-Langlauf kam er, nachdem er vorher Snowboard ausgeübt hatte.

Manuel wollte mal was Neues ausprobieren und hat sich Skilanglauf angeschaut. Er war begeistert und wechselte zur Sportart Skilanglauf. Im Sommer trainiert er in der Skihalle und macht Lauf sowie Krafttraining zu Hause. Er sagte mir, dass sein Erfolg für ihn von großer Bedeutung sei.

Bei den Spielen gibt es viele Unified-Mannschaften

„Nur gemeinsam sind wir stark“, sagte Manuel. Die Special Olympics Winter Spiele sind genauso wichtig wie die Sommerspiele, wie er betonte. „Für mich gibt es nicht viele Unterschiede, für mich ist es das einmal im Winter und einmal im Sommer, für mich ist das Zusammensein, um unsere Sportarten auszutragen, um mehr Teilhabe zu schaffen nach außen und um sichtbar zu werden.“ Manuel sagte, die Sichtbarkeit der Athleten sei ihm sehr wichtig „Uns ist es sehr wichtig, weil wir wollen, nicht ausgeschlossen werden, wir wollen dazugehören mit den Teil nach außen hin, wir sind auch nur Menschen.“

Bei den Spielen gibt es viele Unified-Mannschaften wie zum Beispiel beim Skilanglauf, Tanzen und beim Floorball. Damit fair gespielt wird und sich alle an die Regeln halten, gibt es dort einen Spielbeobachter. Der Spielbeobachter Kevin Struß kümmert sich darum, dass das Unified richtig umgesetzt wird. Er sagte mir, es wird hier teilweise fair gespielt beim Floorball, während unfairer Wettbewerb nur selten vorkommt. Das Besondere an diesen Wettkämpfen ist, dass es nicht darum geht, gegeneinander anzutreten, sondern miteinander Sport zu treiben. Die Inklusion spielt bei den Spielen eine wichtige Rolle, da Menschen mit Behinderung in den Mittelpunkt gestellt werden und die Barrieren abgebaut werden sollen.

Die Barrieren muss man öffentlich machen. Sei es im Beruflichen was die Inklusion betrifft und sei es hier bei den Wettbewerben. 

Spielebeobachter Kevin Struß

Kevin betont die Bedeutung von Inklusion im Sport: „Inklusion im Sport ist, wenn alle mitmachen und wenn keiner ausgeschlossen wird. Wenn alles so sein können, wie sie wollen, das ist für mich Inklusion“. In Sachen Inklusion müsste sich noch einiges verbessern so Kevin „Die Barrieren muss man öffentlich machen. Sei es im Beruflichen was die Inklusion betrifft und sei es hier bei den Wettbewerben.“

Er hat eine bestimmte Vorstellung von Special Olympics, sagt Kevin: „Für mich ist Special Olympics eine Bewegung, die durch die ganze Welt geht und was Größeres wo Inklusion tatsächlich gelebt wird, ist Special Olympics. Es gibt nichts Größeres als Special Olympics, wenn es um das Thema Inklusion geht.“ Das war für mich eine gute Erfahrung, mal über die Winterspiele zu berichten.

Wie bei den Sommerspielen ist eine inklusive Redaktion nicht zustande gekommen. Als Reporter mit einer Einschränkung war ich auf mich alleine gestellt. Beim Floorball und Skilanglauf habe ich alleine Fotos und Interviews mit den Athletinnen und Trainern gemacht. Das war für mich eine große Herausforderung, selbst die Interviewfragen mir zu überlegen, weil ich dort Unterstützung brauche. Ich muss mir auch alleine überlegen, worüber ich schreiben möchte. Bei so einer inklusiven Redaktion gibt es ein Tandem-Team, indem Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam berichten. Wir filmen und führen gemeinsam die Interviews und schreiben die Artikel.

Menschen mit Behinderung haben eine andere Perspektive als Menschen ohne Behinderung

Bei der Redaktionskonferenz sprechen wir über die Schwerpunkte. Das ist meiner Meinung nach wichtig, dass es inklusive Redaktionen gibt, damit mehr Aufmerksamkeit für Menschen mit Behinderungen geschaffen wird. Menschen mit Behinderung haben eine andere Perspektive als Menschen ohne Behinderung, zum Beispiel in Sachen Inklusion, Teilhabe, Barrierefreiheit und einfacher Sprache.  Ich finde die Winterspiele sind ebenso lohnenswert wie die Sommerspiele. 

Ich habe es nicht einfach, als Sportreporter von dem Sportevent zu berichten, weil ich vorher immer schauen muss, wer für mich die Fahrt und Unterkunft bezahlt. Für meine Berichterstattung darf ich kein Honorar annehmen, denn es wird mir von der Grundsicherung abgezogen. Das ärgert mich, weil dadurch das Sparen schwierig ist. Dadurch ist es nicht leicht, sich Sachen anzuschaffen wie zum Beispiel Computer, Handy und Reisen. Nach meiner Meinung sollen auch Menschen mit Beeinträchtigungen dazu verdienen dürfen.

Die Sportarten Tanzen, Schneeschuhlaufen und Floorball haben mich besonders beeindruckt. Beim Floorball hat mich die Stimmung fasziniert in der voll gefüllten Halle haben die Zuschauer die Spieler lautstark angefeuert und jubelten ihnen zu. Die Sportart Schneeschuhlaufen fand ich sehr spannend, weil es häufig ein knappes Ergebnis gab. Ich fand bemerkenswert das die eine gute Ausdauer im Laufen haben. Das hat man gemerkt, weil sie im Sprint am Ziel angekommen sind.

Ich erlebte eine stimmungsvolle Atmosphäre

Als ich beim Tanzen war, in einer vollen Halle, erlebte ich eine stimmungsvolle Atmosphäre. Für mich machten die Tänzer einen harmonischen Eindruck.

Mein besonderes Highlights war das Kommentieren von Schneeschuhlaufen für den Fernsehsender Sky. Mit den Sportreporter Roland Evers habe ich zusammen den letzten Schneeschuhlauf aus meiner Perspektive kommentieren dürfen. Außerdem fand ich besonders die Eis-Gala in Erfurt, wo die Tänzer auf der Eisfläche getanzt haben und die Disco, wo eine Band aufgetreten ist und wir dabei getanzt haben.

Thomas Mohr, Pädagogischer Leiter in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen beim Lebenshilfewerk Ilmenau/Rudolstadt e.V. und Beiratvorsitzender von Special Olympics Thüringen, ist überzeugt: Die Aufmerksamkeit hat sich positiv verändert, seit den Weltspielen im vergangenen Jahr. „Wir haben auf jeden Fall sehr viel mehr Aufmerksamkeit bekommen, das hat sich jetzt auch gezeigt bei den Winterspielen. Und dann war einfach auch die Emotionen der Freude unserer Athleten, die sich auch über den vierten, fünften, sechsten Platz freuen. Ich denke, das hat viele Herzen geöffnet und macht sehr viel möglich“ sagt Thomas. Dadurch ist die Wahrnehmung der Spiele für Menschen mit einer geistigen Behinderung gestiegen.

Die Spiele wurden mit einer Abschlussfeier und dem Erlöschen der Flamme feierlich beendet. Nach den Spielen steht die Qualifikation für die Weltspiele in Turin im nächsten Jahr an. Um weitere Informationen über die Special Olympics in Thüringen zu erhalten, steht die App von Special Olympics Thüringen zur Verfügung. Dort finden Sie Informationen zu allen Sportarten und den Ergebnissen. Das nächste große internationale Event sind die Weltwinterspiele in Turin, die vom 8. bis 17. März 2025 stattfinden werden.

Nikolai Prodöhl ist Journalist. Er hat eine Lern- und Sprachbehinderung und schreibt seit September nun im Tagesspiegel eine Kolumne.

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