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An der Ruhr-Universität in Bochum untersuchten Wissenschaftler vor einigen Jahren die Auswirkungen des Tanzens auf den Alterungsprozess.

© imago images/ agefotostock

Kolumne „Losgelaufen": Tanzend langsam altern

Der Abbau der Leistungsfähigkeit lässt sich nicht stoppen, aber verzögern. Zum Beispiel mit Sport, denn Tanzen verbessert die Motorik und Körperhaltung.

Jeannette Hagen ist freie Autorin in Berlin, Sportlehrerin und Läuferin. Hier schreibt sie im Wechsel mit Radsporttrainer Michael Wiedersich.

Neulich musste ich im Zuge einer Online-Anmeldung mein Geburtsdatum in eine Maske eintragen. Hat man die 50 überschritten, heißt das ziemlich lange zu scrollen, bis die eigene Jahreszahl auftaucht und mir verdirbt das immer ein bisschen die Laune.

Älter zu werden, gefällt mir nicht sonderlich. Natürlich gibt es Vorteile, Gelassenheit zum Beispiel.

Aber damit hört es dann für mich auch schon auf, denn alles andere – die körperlichen Veränderungen, der spürbare Abbau des Leistungsniveaus, bei mir als Frau die Auswirkungen der Wechseljahre – auf all das würde ich gern verzichten und lieber mit der naturgegebenen Zuversicht und dem Elan einer 20-Jährigen sportliche Ziele angehen.

Ich weiß, dass ich das nicht exklusiv habe, ich weiß aber auch, dass darüber nicht so gern geredet wird.

Ersatzweise entdecken viele, die die Mitte überschritten haben, Golf, Segeln, Radfahren oder das Laufen, nicht zuletzt um der drohenden Gebrechlichkeit oder verschiedenen Zivilisationskrankheiten ein Schnippchen zu schlagen. Gut so, denn Sport trägt erheblich dazu bei, das biologische Alter zu senken.

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Wer Zeit seines Lebens Sport getrieben hat, ist natürlich denen voraus, die erst mit 40- oder 50-Plus beginnen. Trotzdem können sie aufholen, wenn sie gewisse Regeln beachten. Es beginnt damit, zu akzeptieren, dass man in den meisten Sportarten bereits als Senior gilt, wenn man die 30 überschritten hat.

Damit geht auch einher, dass die motorischen Fähigkeiten mit Ausnahme der Kraft und der aeroben Ausdauerleistung ab diesem Zeitpunkt bereits abnehmen. Besonders rasant macht sich dieser Fähigkeitsverlust bei der Koordination bemerkbar.

Nachlassende Koordination verzögern

Erste Anzeichen sind, dass man plötzlich das Gehen unterbricht, wenn man etwas ins Handy tippt oder sich Handschuhe anzieht, weil man beide Handlungen nicht mehr gleichzeitig koordinieren kann. Oder dass man wackliger wird, wenn man auf einem schmalen Holzsteg über einen Bach gehen soll.

Die gute Nachricht: Der schleichende Abbau der Koordination lässt sich zwar nicht komplett stoppen, aber doch immerhin verzögern. Laufen allein reicht allerdings nicht aus.

Und wer spät mit dem Laufen beginnt, sollte auch nicht gleich mit einem Crosslauf starten, denn der stellt hohe Anforderungen an die Koordination. Stattdessen sollte Koordinationstraining zur Gewohnheit werden.

Tanzen gegen das Altern

Ob nun durch ein regelmäßiges Lauf-ABC oder andere Trainingsformen, wichtig ist, regelmäßige Einheiten einzubauen oder zusätzlich zum Laufen noch eine andere Sportart zu finden, bei der die koordinativen Fähigkeiten gefordert werden.

Tanzen zum Beispiel. An der Ruhr-Universität in Bochum untersuchten Wissenschaftler vor einigen Jahren die Auswirkungen des Tanzens auf den Alterungsprozess.

Und siehe da: Nach einem sechsmonatigen Tanzkurs zeigten sich bei allen Teilnehmer*innen signifikante Verbesserungen der Sensorik, Motorik, Kognition, Reaktionszeit, Stand- und Körperhaltung. Wenn Sie mich also demnächst laufend tanzen oder tanzend laufen sehen, dann wissen Sie Bescheid.

Jeannette Hagen

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