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Wo man singt, da lass' dich nieder. Dennis Rodman sorgt wieder mal für Aufsehen.

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Kommentar: Besuch aus der Parallelwelt

Dennis Rodmans Geburtstagsständchen für den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un ist nur die zweitgrößte Peinlichkeit, die sich der Ex-Basketballstar dieser Tage geleistet hat.

Es ist nun wirklich nicht so, dass man diesen Mann oder seine vom Suff und anderen Exzessen gezeichnete Stimme freiwillig hören möchte. Trotzdem ist das Geburtstagsständchen für den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un nur die zweitgrößte Peinlichkeit, die sich Dennis Rodman dieser Tage geleistet hat.

Zur größten ist der einstige Superstar aus der nordamerikanischen Basketball-Profiliga (NBA) 13 Jahre nach dem Karriereende längst selbst verkommen. Wie sonst kommt man auf die Idee, vor den Augen der Weltöffentlichkeit einen Diktator als „Freund fürs Leben“ zu preisen, der sein Volk hungern lässt und bei politischen Säuberungen nicht mal Halt vor der eigenen Familie macht?

Über allem steht die alte Frage nach dem Zusammenspiel von Sport und Politik. Rodman und seine mehr oder minder abgehalfterten NBA-Kollegen aus den 90ern betonen zwar, der Trip nach Nordkorea solle ganz dem Sport dienen, sie sehen sich als „Basketball-Diplomaten“. Warum sie sich dafür ausgerechnet Kim Jong Uns Geburtstag und eine Kulisse von 14.000 Besuchern in der Sporthalle von Pjöngjang ausgesucht haben und nicht irgendeinen anderen Tag in irgendeiner x-beliebigen Arena, bleibt wohl auf ewig ihr Geheimnis. Beziehungsweise: soll ihr Geheimnis bleiben.

David Stern, der langjährige Liga-Chef der NBA, hat jedenfalls die naheliegende Vermutung geäußert, die vermeintlichen Missionare hätten sich „vom Geld blenden lassen“. US-Senator und Ex-Präsidentschaftskandidat John McCain hat Rodman kürzlich sogar als „Idioten“ bezeichnet. Und was sagt der Kritisierte? „Ich scheiß drauf, was Sie denken.“ Was wiederum den Verdacht nährt, dass Rodman nicht mehr sonderlich viel zu registrieren scheint. Er lebt einfach weiter – in der ganz eigenen Parallelwelt.

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