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Briggs musste von Klitschko schwere Schläge einstecken.

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Kommentar: Boxen: Leiden fürs Publikum

Shannon Briggs muss nach den harten Schlägen von Witali Klitschko ins Krankenhaus auf die Intensivstation. Ingo Schmidt-Tychsen über einen Boxkampf und sein Opfer.

Es kommt selten vor, dass ein sogenannter Experte nach einem Boxkampf mal etwas Interessantes zu sagen hat. Dem Boxer Luan Krasniqi kamen nach Witali Klitschkos Sieg über Shannon Briggs zwei paradoxe Sätze über die Lippen: Klitschko hätte Briggs K.-o. schlagen müssen, nörgelte Krasniqi. Und: Der Ringrichter hätte den ungleichen Kampf abbrechen müssen. Ja, was denn nun? Ein schwerer Knock-out oder ein unspektakulärer Abbruch?

Nun liegt Briggs im Krankenhaus auf der Intensivstation. Kritik wird laut am Team des Amerikaners, das zum Zeichen der Aufgabe das Handtuch hätte werfen sollen, und am Ringrichter, der Klitschko bis zum Ende prügeln ließ. Interessanterweise sind die Einschaltquoten von Runde zu Runde gestiegen, bis sie in Runde zwölf ihren Höchststand erreichten. Alle wollten sehen, wie Briggs in sich zusammensackt und nicht mehr aufstehen kann, so wie es ihm dann nach dem Kampf bei der Dopingprobe passierte. Hätte der Ringrichter den Kampf nach neun Runden abgebrochen, als Klitschkos Sieg bereits absehbar war, dann hätten die Zuschauer in der Halle sich wohl mit einem Pfeifkonzert bedankt.

Auch in der harten Mischung aus Sport und Show namens Boxen muss es verbindliche Regeln zum Schutz der Gladiatoren geben – und die gibt es. Ihre Auslegung ist allerdings nicht immer einfach. Vielleicht hätte Briggs den Kampf mit einem Lucky Punch am Ende ja noch gewonnen. Zudem setzen die Sportler ihre Gesundheit bewusst aufs Spiel, es ist Teil ihres Jobs. Doch die Einschaltquoten und der Wille des blutberauschten Publikums dürfen das Urteilsvermögen des Ringrichters nicht trüben. Im Kampf Klitschko gegen Briggs war die Entscheidung äußerst knapp, das hat inzwischen auch Ringrichter Ian John-Lewis eingeräumt. Offenbar hat er sich knapp falsch entschieden.

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