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Kommentar: Du und ich. Und er

Benjamin Apitius wundert sich über die Attacken von Fans des 1.FC Köln auf ihren Spieler Kevin Pezzoni und stellt mit Schrecken fest: Die Grenze zwischen öffentlicher Fußballfigur und Privatperson scheinen sich aufzulösen.

Alles begann bisher mit dem Anpfiff. Und in den folgenden 90 Minuten mussten sich Profifußballer (und auch Schiedsrichter) unweigerlich einem rasenden Fußballvolk ausliefern. Sie polarisierten die jeweiligen Fanlager mit Toren und mit Foulspielen, mit Gesten oder bloßen Äußerlichkeiten (und auch mit Fehlentscheidungen). Sie wurden dafür bejubelt und angebetet. Oder sie wurden dafür ausgepfiffen und verhöhnt. All diese überschäumenden Emotionen endeten mit dem Schlusspfiff. Bisher. Nach Hause fuhren die Protagonisten des Spiels genauso wie ihre Fans – als Du und ich.

90 Minuten sollen im Fall von Kevin Pezzoni plötzlich ein ganzes Leben bedeuten. Die Grenze zwischen öffentlicher Fußballfigur und Privatperson hat sich aufgelöst – er darf nicht mehr Du und ich sein. Fußballidioten lauerten dem Spieler des 1. FC Köln vor seinem Haus auf und brachen ihm die Knochen. Das Groteske an der dramatischen Sachlage: Es sind nicht einmal gegnerische Fans gewesen, sondern die eigenen.

Kein Fußballfan sollte die eigene Bedeutung derartig verkennen, niemand darf Spieler abseits des Platzes bedrängen, einschüchtern oder attackieren. Ein Fußballspiel bleibt ein Spiel. Und es sollte für keinen der Beteiligten länger als 90 Minuten dauern.

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