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Kommentar: Er hat das alles nie gewollt

Dominik Bardow über den selbstlosen Fußballfunktionär Theo Zwanziger.

Eigentlich wollte er ja nie. Man hat ihn immer bitten müssen. Am Ende hat er sich dann geopfert, zum Wohl der Sache. So sieht sich DFB-Präsident Theo Zwanziger gerne. Oder möchte so gesehen werden. Nun gibt er schon wieder nach. „Ich stelle mich der Wahl“, sagt er nach langem Zögern und kandidiert für die Fifa-Exekutive. Aber nur, um die Interessen des deutschen Fußballs „auch weiterhin in den entscheidenden Gremien des Weltfußballs zu vertreten“. Dabei wollte Zwanziger ja nicht einmal mehr DFB-Präsident sein. Von einer „tiefen Sehnsucht nach dem Privaten“ fabulierte er im Sommer, bevor er sich doch noch einmal zur Kandidatur überreden ließ. Selbst als er 2004 erstmals für das Amt kandidierte, ging es ihm nur „um das Ansehen eines wunderbaren Verbandes“.

Es ist erstaunlich, wie weit es jemand bringen kann, ohne es wirklich zu wollen. Ganz ohne eigene Ambitionen brachte es der frühere CDU-Politiker vom Vorstand des VfL Altendiez zum Präsidenten des größten Einzelsportverbandes der Welt. Und nun könnte er bitteren Herzens in die Weltregierung des Fußballs einziehen, wo über Milliarden entschieden wird.

Das Risiko dabei: Sollte sich Zwanziger vor lauter Nächstenliebe übernehmen, könnten sich andere Kandidaten bereitwillig opfern, um ihn vom DFB–Präsidentenamt zu erlösen. Oder strebt Zwanziger ohnehin an, zum Wohl des deutschen Fußballs Fifa-Präsident zu werden?

Lieber Herr Zwanziger, es ist keine Schande, ehrgeizig zu sein. Dick aufgetragene Bescheidenheit ist es sehr wohl.

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