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Kommentar: Fall Pechstein: Die Zweifel sind nicht zerstreut

Wacklige Indizien: Robert Ide über die Abwehrstrategie der gesperrten Claudia Pechstein.

Claudia Pechsteins Verteidigung ist gut aufgestellt. Zumindest weiß sie diesen Eindruck zu vermitteln. Etliche Verfahrensfehler will die wegen ihrer bei Wettkämpfen auffällig schwankenden Blutwerte gesperrte Eisschnellläuferin dem Weltverband ISU nachweisen und damit ihre Dopingsperre rückgängig machen. Auf der zur eigenen Entlastung einberufenen Pressekonferenz vertrat die erfolgreichste deutsche Wintersportlerin durchaus selbstbewusst ihre Wahrheit, dass sie unschuldig sei. Jan Ullrich hat das seinerzeit nicht geschafft und stotternd das öffentliche Bild von sich demoliert.

Claudia Pechstein jedoch hat ein ganz anderes Problem: Sie muss nicht nur das höchste Sportgericht der Welt von der Wackligkeit der gegen sie vorliegenden Indizien überzeugen. Sie muss, will sie ihre sportliche Reputation und ihre berufliche Zukunft bei der Bundespolizei retten, etwas Substanzielles zur eigenen Entlastung beitragen – unabhängig von der weiterhin strittigen Frage, wer die Beweislast in diesem Präzedenzfall zu tragen hat. Pechstein sollte zumindest nachweisen wollen, dass ihre umstrittenen Blutwerte regelmäßig schwanken – etwa durch einen Langzeit-Blutcheck in medizinischer Quarantäne. Und sie sollte eine Erklärung zu liefern versuchen für den Umstand, dass ihre Testwerte gerade rund um wichtige Wettkämpfe auffällige Ausschläge aufweisen. Das mag eine Sportlerin, die möglicherweise tatsächlich nicht gedopt hat, als ungerecht empfinden. Das mag auch kompliziert und teuer sein. Aber es ist der Preis dafür, bisher nicht ausgeräumte Zweifel zu zerstreuen.

Ein auf Formfehlern beruhender juristischer Sieg nützt Claudia Pechstein nur bedingt: Dann kann sie bei den Olympischen Spielen in Vancouver an den Start gehen. Mit dem Zweifel als Begleiter.

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