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Kommentar: Hertha zum Anfassen

Im Olympiastadion herrscht eine neue Nähe zwischen den Fans und ihrem Klub. Weil Hertha jetzt anders mit dem Erfolg umgeht, glaubt Ingo Schmidt-Tychsen.

Pal Dardai kennt das Berliner Publikum und seine Launen. Der Ungar spielt seit zwölf Jahren für Hertha. Nach dem Sieg über Cottbus Anfang März war er sich sicher, dass es in den verbleibenden fünf Heimspielen plötzlich richtig voll wird im Olympiastadion. In Berlin zählt eben nur der Erfolg. Bei Hertha haben sie Dardais Gedanken aufgenommen und eine Wette formuliert: Kommen tatsächlich jeweils mehr als 55.000 Zuschauer zu den verbleibenden fünf Heimspielen, so gibt es gegen Schalke 04 ein Freibier für jedermann. Die Fans haben die Wette gewonnen. Sie dürfen sich heute im ausverkauften Olympiastadion zuprosten.

Natürlich kommen die Zuschauer nicht wegen einer Wette, sondern wegen des Erfolges. Doch mit eben diesem weiß Hertha besser umzugehen als in der Vergangenheit. Protzige Image-Kampagnen wie „Play Berlin“ sind zum Glück Vergangenheit. Und auch die Mannschaft gibt sich anders: Nach jedem Sieg feiert sie ausgiebig mit den Fans, die kaum verständlichen, aber immer gefeierten Reden von Verteidiger Josip Simunic sind jetzt schon legendär. Hertha gewinnt und lädt Berlin zum Mitfeiern ein.

Erstmals seit zehn Jahren sind wieder mehr als 50 000 Zuschauer pro Spiel zu Hertha gekommen. Damals hatte der Erfolg die Massen ebenso ins Stadion gelockt wie die lange Abstinenz vom Bundesliga-Fußball. In dieser Saison ist es nur noch der Erfolg. Sollte der ausbleiben, sind viele der jetzt hinzugewonnenen Anhänger vielleicht wieder weg. Einige aber werden bleiben. Weil Hertha greifbarer geworden ist. Und die Berliner angefasst haben.

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