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Kommentar: Immer noch besser als Sotschi

Rodeln auf den Ramblas, Biathlon rund um die Sagrada Familia, Skispringen am Montjuïc? Lars Spannagel über die Chance auf Olympische Winterspiele in Barcelona.

Es klingt wie ein blöder Witz, dass sich Barcelona um die Olympischen Winterspiele 2022 bewerben will. Dabei ist es gar nicht so abwegig, die wichtigste Wintersportveranstaltung in der katalanischen Metropole auszutragen. Die Zeiten, in denen die Winterspiele in idyllischen Skiorten wie St. Moritz, Squaw Valley oder Chamonix stattfanden, sind längst vorbei.

Heute ist eine funktionierende Infrastruktur für ein olympisches Großereignis längst wichtiger als Naturpisten und üppiger Schnee – der ist schließlich nirgendwo mehr sicher und kann notfalls auch aus der Kanone kommen. Barcelona will die Hallenwettbewerbe in der Stadt austragen, die Wege zu den Hängen der Pyrenäen sind nicht weit. Auch München hat 1972 Sommerspiele ausgerichtet und will 2018 die Winter-Olympioniken zu Gast haben, ohne dass die Alpen direkt hinter Wolfratshausen beginnen. Und in Sotschi am Schwarzen Meer müssen tausende Menschen umgesiedelt werden, weil jede einzelne Sportstätte sowie Unterkünfte für den Olympiatross bis zu den Spielen 2014 aus dem Boden gestampft werden müssen. In Barcelona würde die Umwelt weitaus weniger leiden, es gibt bereits Hallen, Hotelbetten und ein komfortables Nahverkehrsnetz. Wen stört es da, dass der Name der Stadt bislang eher für Strände als für Skipisten stand? Und dass Spaniens bekanntester Wintersportler der durchgeknallte und des Dopings überführte Johann Mühlegg ist?

Übrigens herrschten gestern in Vancouver, wo in 35 Tagen die nächsten Winterspiele eröffnet werden, milde 11 Grad Celsius über null. In Sotschi waren es noch fünf Grad mehr.

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