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Sport: Kontrollierte Fernseh-Offensive

Joachim Huber über die Mesalliance von Fußball und Fernsehen Fußball ist das, was 22 Spieler auf dem Rasen ausüben und 22 Millionen Zuschauer am Bildschirm verfolgen. Das macht Fernsehsender so glücklich und lässt sie bis zur finanziellen Besinnungslosigkeit hinter den Übertragungsrechten her jagen.

Joachim Huber über die Mesalliance

von Fußball und Fernsehen

Fußball ist das, was 22 Spieler auf dem Rasen ausüben und 22 Millionen Zuschauer am Bildschirm verfolgen. Das macht Fernsehsender so glücklich und lässt sie bis zur finanziellen Besinnungslosigkeit hinter den Übertragungsrechten her jagen. Der Privatsender und TV-Marktführer RTL darf die Champions League live zeigen. Königsklasse, Bayer Leverschmusen, Zidane, Figo, das Feinste vom Fußball-Feinen. Was macht RTL? Nix Rechtes draus. Am Dienstag triumphierte Leverkusen über Manchester United. Die Mesalliance von Fußball und Fernsehen führt dazu, dass Live-Rechte an diesem Spieltag beim Bezahlfernsehen Premiere lagen, das Recht auf Zusammenfassung im Free-TV konnte RTL nutzen. Belohnt mit einer satten Quote: 6,18 Millionen Zuschauer, Marktanteil 34,5 Prozent. Da rollt die Werbe-Marie in die Senderkasse.

Mittwoch, Abend der Entscheidung über den Final-Gegner von Bayer Leverkusen. RTL besitzt mit Premiere die Live-Rechte – aber RTL überträgt nicht. Der Privatsender mit Sitz in Köln, was von Leverkusen so weit entfernt ist wie Borussia Dortmund von der Deutschen Meisterschaft, RTL also legt einen Spielfilm ein: „Metro", ein unterdurchschnittlicher US-Spielfilm mit Eddie Murphy. Begründung aus dem RTL-Hauptquartier: „Die Konkurrenz hatte ebenfalls attraktive Spielfilme im Programm, da bot das Fußballspiel, an dem keine deutsche Mannschaft beteiligt war, wenig Chancen auf gute Quoten." An diese Argumente muss RTL selber glauben. Der Sender wollte vielmehr zweimal Quote und Kasse machen. Erst Film (4,11 Millionen Zuschauer), dann Champions League (2,77 Millionen). RTL weiß um das Suchtpotenzial von Fußballfans: Die schalten auch nach 22 Uhr massenhaft ein, 2,8 Millionen Seher sind um diese Uhrzeit eine überragende Einschaltquote. Es danken: Werbewirtschaft und Senderetat.

Was für Fußball-Fans eine Leidenschaft ist, ist für das Fernsehen eine Frage des Kalküls, die mit Leidenschaft beantwortet wird. Was am Mittwochabend bewiesen wurde.

PS: Das Endspiel Bayer Leverkusen gegen Real Madrid am 15. Mai wird RTL live, in voller Länge und in Farbe übertragen. Weniger als zehn Millionen Zuschauer wären eine Enttäuschung, sagt der Sender.

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