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Sport: Kurze Hosen

Von Karsten Doneck Schneverdingen. Jemand steht in kurzen Hosen da – eine Redewendung, gewiss.

Von Karsten Doneck

Schneverdingen. Jemand steht in kurzen Hosen da – eine Redewendung, gewiss. Sie bedeutet, dass es bei jener Person um Reichtümer nicht allzu gut bestellt ist. Es war da schon sinnbildlich, als Heiner Bertram gestern gemessenen Schrittes, bekleidet mit kurzer Sporthose und schwarzem Poloshirt, durch das Foyer des Ramada-Hotels in Schneverdingen schritt. Der Präsident des Fußball-Zweitligisten 1. FC Union war unterwegs in schwieriger Mission.

Punkt 12.35 Uhr, unmittelbar nach dem Mittagessen, trat er vor die Mannschaft. Und was er dann hinter verschlossenen Türen zu verkünden hatte, schlug manchem Union-Profi auf den Magen. „Wir müssen drastische Einsparungen vornehmen“, teilte Bertram seinen Zuhörern mit. „Im Bereich der Prämien werden in der nächsten Saison bis zu 50 Prozent weniger ausgeschüttet." Das saß. Die Spieler schluckten. Zu Widerspruch raffte sich keiner auf. Nicht ausgeschlossen jedoch , dass die Spieler nach internen Beratungen über ihren Mannschaftsrat in Kürze noch mal zwecks Nachbesserung der Prämien beim Präsidium vorstellig werden. „Die müssen das jetzt erst mal sacken lassen“, gibt sich Bertram verständnisvoll, „aber ich rechne nicht mit großen Protesten. Wer Zeitung gelesen hat, der weiß schließlich, was draußen im Lande im Fußball los ist.“ Eine Anspielung auf die Kirch-Krise, die Union in der nächsten Saison – ohne entsprechende Gegensteuerung – eine Finanzlücke zwischen 350 000 bis 700 000 Euro bescheren würde.

Rund 500 000 Euro hat der Klub in der vorigen Saison an Prämien ausgeschüttet. Die Vergütung pro Punkt betrug anfangs 625 Euro, sie wurde schon gegen Ende der Saison auf 500 Euro gekappt. Jetzt will Union jeden einzelnen Punkt nur noch mit 250 Euro belohnen. Auch die Auflaufprämie für die ersten beiden DFB-Pokalrunden wird eingespart. Aber selbst wenn der Verein in diesem Bereich die Kosten auf mehr als eine Viertelmillion Euro verringert, bleibt immer noch eine stattliche Lücke im Gesamtetat. Wie soll die geschlossen werden? „Bei den Grundgehältern der Spieler“, sagt Bertram, „gibt es keine Reduzierung, dazu stehen wir.“ Schon rein rechtlich hätte der 1. FC Union da ohnehin kaum Zugriffsmöglichkeiten. Aber was nicht ist, soll bald werden: Wer künftig beim 1. FC Union als Profi anheuert, wird das bisher branchen-übliche Gehalt nicht mehr so ohne weiteres einfordern können. „Jeder, der für die übernächste Saison einen Vertrag bei uns unterzeichnet, wird sich auf die veränderten Bedingungen einstellen müssen. Wir wollen noch mehr leistungsorientiert bezahlen“, kündigt Bertram an. Höhere Einnahmen erhofft sich Union durch ein möglichst weites Vordringen im DFB-Pokal und einen zahlungskräftigen Sponsor.

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