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Sport: Leben mit dem Hinterhalt (Kommentar)

Welch ein böser Treppenwitz. Da wird das Freiburger Publikum - wahrscheinlich auch zu Recht - mit dem Fairnesspreis der Uefa ausgezeichnet.

Welch ein böser Treppenwitz. Da wird das Freiburger Publikum - wahrscheinlich auch zu Recht - mit dem Fairnesspreis der Uefa ausgezeichnet. Und dann wird aus gerade diesem Publikum ein Golfball aufs Spielfeld geschleudert. Pures Glück nur, dass Bayern-Torwart Oliver Kahn mit einer klaffenden Platzwunde davon kam. Es hätte weitaus schlimmer kommen können - mithin war dieser Wurf ein krimineller Akt. Der eines einzelnen, was auch Stefan Effenberg mit einer für ihn erstaunlichen Sachlichkeit gleich nach der Tat herausstrich. Nichts gebe es gegen das Freiburger Publikum zu sagen, im Gegenteil, auch nach diesem Vorfall nicht.

So ist es wohl, es trägt einer allein die Schuld, der Werfer nämlich, nicht aber der Verein und ebenso nicht das Restpublikum. Zu verhindern sind solche Auswüchse auf den Tribünen nicht. Schärfere Kontrollen beim Einlass? Ob dabei ein Golfball entdeckt würde? Und wenn, wer rechnet schon damit, dass er als Waffe Verwendung finden soll? Zäune ums Spielfeld? Da zischt die kleine Kugel genauso durch wie durch Netze. Allein ein Sicherheitsabstand, wie er in Stadien mit Laufbahnen gegeben ist, hätte die Attacke unwirksam gemacht.

Eine solche Distanz zwischen Zuschauer und Fußballer will niemand mehr herstellen. Sie wäre auch unsinnig, weil potentielle Täter dann andere Wege finden, ihren Schwachsinn zu treiben. Nein, der Fußball muss solchen Hinterhalt wohl hinnehmen, wie jede öffentliche Veranstaltung es hinnehmen muss, dass sich in ihrem Publikum auch Idioten einfinden.

Unterm Strich bleibt nur Mehmet Scholls eigenwillige Form von Humor stehen. Der zog aus der ganzen Sache noch ein dickes Lob für seinen Freund Kahn. Der könne eben nicht nur dicke Fußbälle abwehren, an dem komme nicht einmal ein kleiner Golfball vorbei. Das ist wahrscheinlich zynisch. Ganz sicher aber zeigt es die Haltung der Erfolgsmannschaft FC Bayern München. Der ist es lieber, einen genähten Kopf, drei Punkte und die Tabellenführung mit nach Hause zu nehmen, als in aller Ruhe einen Handelfmeter kassieren zu müssen und die Punkte zu verlieren.

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