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Sport: Leistung unerwünscht

Warum der 1. FC Union seinen Spieler El Akchaoui nicht will

Von Karsten Doneck, dpa

Zinnowitz. Beim Lauf durch den feinen Sand am Ostseestrand erreicht er als Erster das Ziel. Etwa 50 Meter nach ihm hechelt Stürmer Sreto Ristic als Nächster heran. Sonderlich erschöpft wirkt Youssef El Akchaoui nicht. Bei weitem nicht so hastig wie die nach ihm ankommenden Mitspieler greift er zur Trinkflasche. Das zeigt: El Akchaoui befindet sich in blendender körperlicher Verfassung. Es wird ihm nur nichts nützen. Sein Klub, der Fußball-Zweitligist 1. FC Union, der auf der Insel Usedom ein Trainingslager abhält, möchte den 22-jährigen Mittelfeldspieler gerne loswerden. „Wir sind guter Dinge, dass es klappt“, sagt Unions Präsident Heiner Bertram.

Wenn sich Union da mal nicht irrt. El Akchaoui erweckt nämlich gar nicht den Eindruck, als ob er Reißaus nehmen wolle. Er sagt klipp und klar: „Ich stehe bei Union noch ein Jahr unter Vertrag. Ich will bleiben.“ Dass es Kontakte zu anderen Klubs gibt, bestreitet er. „Da ist nichts dran“, sagt er zu Gerüchten, wonach holländische Klubs ihn verpflichten wollen. Twente Enschede soll mal angefragt haben, bei Willem II Tilburg war er zum Probetraining. „Vielleicht pokern die Holländer ja noch, um Youssefs Gehalt zu drücken. Bei denen ist ja erst am 8. August Transferschluss“, sagt Unions Pressesprecher Lars Töffling. Union würde El Akchaoui, ein in Holland gebürtiger Marokkaner, sogar ablösefrei ziehen lassen.

El Akchaoui kam im vorigen Sommer nach Berlin. Es war die heiße Phase der Saisonvorbereitung, als die Verantwortlichen plötzlich erhebliche Zweifel befielen, ob denn in der Personalpolitik alles richtig gemacht worden sei. „Ein Blitztransfer“, sagt Bertram heute – und schiebt die Verantwortung dafür Unions damaligem Trainer, dem Bulgaren Georgi Wassilew, in die Schuhe. „Das Ding hat Wassilew uns noch ins Nest gelegt. Die Sache lief über einen bulgarischen Spielervermittler aus Hamburg“, sagt der Präsident.

El Akchaoui trug bei Union die Trikotnummer 46. Schon diese Nummer stempelte ihn zum Außenstehenden. Er bekam dann auch wenig Gelegenheit, sein Können auf dem Platz zu beweisen. Elf Einsätze hatte er. Auf seiner Position im linken Mittelfeld war Ronny Nikol gesetzt. Nikol spielte konstant, war nie verletzt, nur einmal nach fünf Gelben Karten gesperrt. Nikol ist inzwischen zwar beim Erstliga-Absteiger Energie Cottbus gelandet, aber El Akchaouis Chancen sind dadurch keinen Deut gestiegen. Mit Dario Dabac (Dynamo Dresden) und Björn Joppe (VfL Bochum) hat Union die Position Nikols neu und gleich doppelt besetzt. „Der Dabac – der ist ja jetzt fast schon besser als Nikol“, sagt Bertram und gerät ins Schwärmen.

Über El Akchaoui redet bei den Berlinern niemand mehr. Aber unverdrossen hängt er sich rein in den Trainingsbetrieb. „Mit einem gesunden Konkurrenzkampf habe ich keine Probleme“, sagt er. Und betont fast störrisch: „Ich will hier bleiben.“ Zumindest von den Mannschaftskameraden erfährt er ab und zu noch mal Unterstützung. Als El Akchaoui im Trainingsspiel mit einem Flachschuss aus 20 Metern Ersatzkeeper Jan Glinker überlistet, brüllt Stammtorwart Robert Wulnikowski lautstark über das Feld: „Jawoll, Yussi!“ Youssef El Akchaoui huscht ein kurzes Lächeln übers Gesicht, dann konzentriert er sich gleich wieder auf den nächsten Spielzug. Auch er weiß: Jedes Tor, das er schießt, könnte sein letztes sein für den 1. FC Union.

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