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Marcel Reif

© dpa

Live aus dem Stadion: Marcel Reif kommentiert den Erfolg von Hertha

In Hannover hat Hertha gewonnen. Die Berliner haben Aufopferung, Kampf, Leidenschaft gezeigt. Der Sieg könnte den Glauben an das unmöglich Scheinende stärken.

Vorab: Gäbe es Punkte für das Verhalten der Fans, stünde die Hertha nicht da, wo sie steht. In der Vorsaison sangen die Berliner Anhänger – ein wenig unrealistisch – „Hey, was geht ab, wir holen die Meisterschaft“. Gestern, in Hannover, sangen sie schon zur Halbzeit „Hey, was geht ab, die Hertha steigt niemals ab“ – man wird sehen, wie realistisch ihr Song diesmal ist. Hoffnung allein allerdings bleibt blutleer. Es muss schon der Wille hinzukommen und die Hoffnung nähren. Dann wird daraus ein Traum, und vielleicht sogar eine Aufholjagd. Gestern wollte Hertha. Und wenn sie auch eigentlich keine Chance mehr hat, den Klassenerhalt zu schaffen, die nutzte sie. Unbedingt, ohne Selbstüberschätzung, stattdessen mit erkennbarem Bewusstsein, was nötig ist, um das Unmögliche zu schaffen: Aufopferung, Kampf, Leidenschaft, Aufopferung, Kampf, Leidenschaft und alles wieder von vorne. Was auch sonst? Es bleibt nichts anderes.

Ob es reichen wird, ist auch nach dem nie gefährdeten Sieg in Hannover offen. Aber das Zeug dazu, den Glauben zu stärken und die Begeisterung der Vorsaison wiederzubeleben, eine Begeisterung, ohne die Hertha niemals so weit gekommen wäre, die hat dieser Auswärtssieg allemal. Vielleicht taugt ja diese Rückrunde, ein paar Dinge, ein paar Annahmen der Hinrunde zu korrigieren. Herthas Spieler etwa aufzuwecken aus ihrem Albtraum, sie seien mal gerade in der Lage, in der dritten Liga zu bestehen. Wie sie gespielt haben, haben sie in der ersten Liga nichts zu suchen. Wie sie gestern spielten gegen Hannover 96, trotzten sie dieser realistischen Beurteilung. Hey, vielleicht, und wirklich nur vielleicht, hey, vielleicht geht doch noch etwas ab!

Am anderen Ende der Tabelle, ganz oben, geht da auch noch etwas? Die Bayern machen weiter, wo sie vor der kurzen Pause aufgehört haben, nämlich geschäftsmäßig, manchmal brillant, auf jeden Fall Furcht einflößend für die Konkurrenz. Und plötzlich treten die Münchner auf, als hätten sie alle Angst vor dem eigenen Trainer abgelegt, nicht mehr gehemmt wie Prüflinge vor dem Professor, sondern in Frieden und Freuden mit Louis van Gaal. Korrekturen zur Hinrunde? Ich war auch fest überzeugt, dass die Liaison zwischen van Gaal und dem FC Bayern kein glückliches Ende haben wird. Man kann sich täuschen. Ob das reichen wird, den total verkorksten Start der Bayern zu revidieren und den verlorenen Respekt der Liga zurückzugewinnen, muss Bayer Leverkusen, muss Schalke 04 zeigen. Das zumindest unterscheidet die Bayern vom Tabellenletzten. Die Bayern sind abhängig von der Konkurrenz, Hertha hat nur sich allein. 

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