zum Hauptinhalt
Chancenlos und Spaß dabei. Großbritanniens Handballer verloren 15:44 gegen Frankreich.

© dapd

London feiert Handball: Ekstatisch in die Niederlage

Der Einmarsch der britischen Auswahl beim Handballspiel gegen Frankreich am Sonntagabend erinnerte an die Stimmung, die man sonst nur vom Dart kennt.

Soviel vorweg: Phil Taylor war nicht gekommen. Wahrscheinlich hätte der 15-fache Dartweltmeister dieses eigenwillige Spiel ohnehin nicht richtig verstanden, das sich da in der „Copper Box“ zwischen den beiden Halbkreisen abspielte. Handball? Ist nun mal not very british at all. Bis 2006 hat die Sportart auf der Insel schließlich gar nicht existiert.

Der Einmarsch der britischen Auswahl beim Auftaktspiel gegen Frankreich am Sonntagabend erinnerte trotzdem an die Stimmung, die man sonst nur von den nächtlichen Dart-Übertragungen eines deutschen Spartensenders kennt, auch wenn die 5 000 Fans in der olympischen Handball-Halle vorrangig Fähnchen in den Händen hielten und keine Bierkübel. Sie waren ekstatisch, mitreißend – und bisweilen sympathisch ahnungslos. Nach einer vermeintlichen Zeitstrafe gegen einen französischen Handballer schlug das Jubel-Barometer einmal so rapide aus, als hätten die Briten bereits das Viertelfinale erreicht.

Tatsächlich musste ein Spieler der eigenen Mannschaft für zwei Minuten auf die Strafbank. Dass Suspendierungen im Handball in 99,9 Prozent der Fälle das verteidigende Team – in diesem Fall: Großbritannien – betreffen, hatte sich offenbar noch nicht herumgesprochen in der „Copper Box“.

Man mochte sich kaum ausmalen, wie die Fans des Olympia-Ausrichters gefeiert hätten, wenn doch nur ein einigermaßen gleichwertiger Gegner auf der Platte gestanden hätte – und nicht der amtierende Weltmeister und Olympiasieger aus Frankreich. Bei den einzigen Führungen des Teams von Trainer Dragan Djukic – 1:0 und 2:1 – ließ sich die Begeisterungsfähigkeit erahnen, obwohl eben keine Pfeile durch die Halle flogen sondern ein gefühlter Miniatur-Fußball. Deshalb mutete es höchst unsympathisch an, dass die französische Star-Auswahl so gar kein Erbarmen mit den britischen Handball-Pionieren zeigte.

Nach 60 Minuten vermeldete die Anzeigetafel ein absurdes Ergebnis: 44:15. Pfiffe gab es aber nicht, ganz im Gegenteil. Team GB erhielt stehende Ovationen. So gesehen hatte es auch etwas Gutes, dass der Live-Kommentar mitten im Spiel ausgefallen war.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false