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Sport: Lustvoll ins Finale

Spanien setzt sich souverän im Halbfinale gegen Russland mit 3:0 durch und trifft nun im Endspiel auf Deutschland. Überragender Mann im Spiel war Cesc Fabregas

Spanien fordert die deutsche Nationalmannschaft am Sonntag im EM-Finale von Wien. Aber was heißt schon fordern? Die Spanier spielten beim 3:0 (0:0) gegen Russland so leidenschaftlich, lustvoll und wuchtig auf, dass ihnen die Favoritenrolle für das Endspiel schwerlich abzusprechen ist. Die Russen, bis gestern immerhin die Überraschungsmannschaft des Turniers, fanden im Dauerregen nie zu der noch im Viertelfinale gegen Holland demonstrierten Brillanz. Vor 50 000 Zuschauern im Ernst-Happel-Stadion schossen Xavi Hernandez, Daniel Güiza und David Silva die Tore, zwei davon in Szene gesetzt vom überragenden Cesc Fabregas, der nach 35 Minuten für den verletzten David Villa eingewechselt worden war.

Nur kurz litt ihr Spiel unter dem frühen Verlust des Stürmers vom FC Valencia, mit vier Toren der bisher erfolgreichste Schütze des Turniers. Villa hatte sich offensichtlich bei einem Freistoß am Fußgelenk verletzt. Ein paar Minuten lang humpelte er noch, dann blieb er im Mittelkreis liegen, unfähig, das Spiel fortzusetzen. Bis dahin war er mit Fernando Torres der auffälligste Mann in der spanischen Offensive. Einmal setzt Villa seinen Nebenmann mit klugem Pass in Szene, Torres schoss sofort aus spitzem Winkel, aber Akinfejew wehrte mit dem Fuß ab. Dann versuchte er es selbst, mit einem Flachschuss vom linken Strafraumeck, aber der russische Torhüter parierte.

Für Villa kam Mittelfeldspieler Fabregas auf den Platz. Damit trat jene Situation ein, die der spanische Trainer Aragones sonst vermeidet. Fabregas ähnelt in seinem Spiel so sehr Barcelonas Xavi, dass sich die beiden bei gemeinsamen Einsätzen oft gegenseitig auf den Füßen stehen. Gestern aber gaben die beiden dem Spiel die entscheidende Wende. Und das in einer Phase, in der die Russen ihren Rhythmus zu finden schienen. Fünf Minuten waren gespielt in der zweiten Halbzeit, da kreuzte Fabregas so geschickt hinter den ballführenden Xavi, dass die Russen die Orientierung verloren. Xavi passte auf Iniesta, spurtete in den Strafraum und drückte Iniestas Pass ins Tor.

Jetzt lief das spanische Spiel, angetrieben von Fabregas, der endlich einmal in der Nationalmannschaft seine strategischen Fähigkeiten ausspielte und dabei zeigte, wie gut er mit Xavi harmonieren kann. Gemeinsam mit Iniesta bildeten die beiden Spielmacher eine Achse, die dem deutschen Team im Finale alles abverlangen wird. Fabregas, Xavi und Iniesta – alle drei kommen sie aus der Nachwuchsschule des FC Barcelona, dem Sinnbild des schönen Fußballs.

Die Russen mühten sich, vermochten den Spaniern aber die Kontrolle nicht mehr zu entreißen. Vielleicht lag es am strömenden Regen, vor allem aber am dicht gestaffelten Mittelfeld der Spanier, das dem Tempofußball viel von seiner Wirkung nahm. Gegen die angriffslustigen Holländer hatten sie sich sehr viel leichter getan. Andrej Arschawin, der Irrwisch aus St. Petersburg, kam nur schwer in Tritt. Gleich zu Beginn ließ ihn der spanische Abwehrchef Carles Puyol über das ausgestreckte Bein springen, später stieß er abermals mit Puyol zusammen und musste behandelt werden. So lasteten die Angriffsbemühungen vorwiegend auf Roman Pawljutschenko, der sich in der ersten Halbzeit ein paar Mal schön in Szene setzte und auch zwei gute Torchancen vergab. Später war nicht mehr viel von ihm zu sehen.

In der zweiten Halbzeit ging Gefahr nur noch von den Spaniern aus. Torres traf nach Sergio Ramos’ schöner Flanke den Ball unglücklich mit dem Knie, dann wurde abermals Torres nach Fabregas’ Steilpass in letzter Sekunde gestoppt. Zwanzig Minuten vor Schluss nahm Aragones den erschöpften Xavi und den glücklosen Torres vom Platz. Und durfte sich bestätigt fühlen, als nur vier Minuten später der eingewechselte Güiza das entscheidende 2:0 schoss, nach perfektem Direktzuspiel von Fabregas. Und natürlich hatte der beste Mann auf dem Platz auch beim dritten Tor den Fuß im Spiel. Silva hatte in der 82. Minute keine Mühe, Fabregas’ Querpass aus Nahdistanz über die Linie zu drücken.

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