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Sport: Magie und fauler Zauber

Stefan Hermanns über den Erfolg des FC Basel in der Champions League Ach, arme Champions League. Jetzt wird es nicht mehr lange dauern, bis die Öffentlichkeit ernsthaft über deinen Wert zu diskutieren beginnt.

Stefan Hermanns über den Erfolg des FC Basel in der Champions League

Ach, arme Champions League. Jetzt wird es nicht mehr lange dauern, bis die Öffentlichkeit ernsthaft über deinen Wert zu diskutieren beginnt. Dem Wettbewerb, von dem die Zeitungen schreiben, er sei die Königsklasse des Fußballs, droht damit ein ähnliches Schicksal wie dem wertlosen DFBPokal und dem Uefa-Cup, der von geborenen Siegern wie Franz Beckenbauer so schamlos als Verlierercup verspottet wird. Es ist immer ein schlechtes Zeichen, wenn zu viele namhafte Teams gegen Mannschaften von Namenlosen verlieren. Das Ganze hat dann angeblich keinen Sinn mehr. Bisher war die Champions League vor solch’ bösen Überraschungen schon deshalb gefeit, weil sie gewissermaßen qua Reglement ausgeschlossen worden waren. Von den großen europäischen Fußballklubs ist der Wettbewerb so oft hin- und herreformiert worden, bis er endlich die ihnen genehme Form besaß.

Seit Dienstagabend besteht für die Vereinigung der europäischen Großklubs wieder erhöhter Reformbedarf. Der FC Basel, ein Niemand, ein Nichts, eine Null, hat den ruhmreichen FC Liverpool aus dem Wettbewerb geworfen. Für alle Fernsehmacher ist das ein böser Unfall: Basel unter den besten 16 Mannschaften Europas, Liverpool nur im Uefa-Cup, die Bayern nicht mal das. Wer will die Champions League unter diesen Voraussetzungen noch sehen?

Für den echten Fußballfan aber sind Spiele wie das der Liverpooler in Basel seltene Sternstunden, magische Momente in einem Wettbewerb, der versucht hat, magische Momente in Serie zu produzieren. In Wirklichkeit ist dabei nur fauler Zauber herausgekommen. Der Reporter vom Schweizer Fernsehen sagte in der ersten Hälfte, dass er wegen solcher Spiele Fußballreporter geworden sei. Zu diesem Zeitpunkt führten die Basler 3:0. Nach der Pause schoss Liverpool das 1:3, gleich darauf das 2:3 und gut fünf Minuten vor Schluss das 3:3. Die ganze Schweiz hat daraufhin gezittert. Hätten die Engländer das 4:3 geschossen, wären sie eine Runde weiter gewesen.

Wegen solcher Spiele haben Fußballfans den Europapokal geliebt. Wenn das Flutlicht brennt, der herbstfeuchte Rasen dampft und auf den vollen Rängen die Ekstase tobt. Stattdessen sind die Stadien leer, und das Flutlicht brennt schon deshalb nicht, weil es nachmittags um drei noch hell genug ist.

Nach dem Unentschieden, das wie ein Sieg war, haben sich Basels Spieler auf dem Balkon des Stadtcasinos von ihren Fans feiern lassen. Es war, als hätten sie die Champions League bereits gewonnen. Dabei ging es nur darum, einen magischen Moment zu zelebrieren. Vereine wie der FC Basel wissen so etwas wenigstens noch zu würdigen.

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