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Sport: Mailand gegen England

Milan steht durch ein 2:0 in München im Halbfinale der Champions League

Der AC Mailand zählt nicht unbedingt zu den Lieblingsgegnern des FC Bayern München. Noch mehr aber als gegen den Verein an sich richten sich die Aversionen der Münchner gegen Filippo Inzaghi, den Stürmer der Mailänder. „Das ist ein Spieler, den man nicht mag“, sagte Franz Beckenbauer, der Aufsichtsratsvorsitzende des FC Bayern, noch kurz vor dem Spiel. Jeder echte Fan der Münchner hatte gehofft, dass Milans Trainer Carlo Ancelotti Inzaghi auf der Bank lassen würde, aber diesen Gefallen tat er ihnen natürlich nicht. Der Stürmer, der in vier Spielen gegen die Bayern fünf Tore erzielt hatte, spielte von Anfang an – und er hatte erheblichen Anteil daran, dass die Champions-League-Saison für die Bayern gestern ein vorzeitiges Ende fand. Nach einer halben Stunde erzielte Inzaghi das 2:0 für die Italiener. Dabei sollte es bis zum Ende bleiben. Mailand steht als einzige nicht-englische Mannschaft im Halbfinale und trifft dort auf Manchester United.

Innerhalb von nicht einmal fünf Minuten verspielten die Bayern ihre hervorragende Ausgangsposition aus dem Hinspiel (2:2). Der überragende Clarence Seedorf brachte Milan nach einer knappen halben Stunde in Führung. Ein Missverständnis zwischen Christian Lell und Lukas Podolski leitete den Konter der Mailänder ein, an dessen Ende Seedorf erst Lucio austanzte, van Buyten ins Leere grätschen ließ und auch Torhüter Oliver Kahn überwand. „Das sind Fehler, die kann man sich nicht erlauben“, sagte Beckenbauer zu den Mängeln im bayrischem Abwehrverhalten.

Der Holländer Seedorf, der als einziger Spieler mit drei verschiedenen Klubs die Champions League gewonnen hat, bereitete auch das 2:0 für Milan vor. Mit einem Hackentrick überwand er die aufrückende Bayern-Verteidigung. Lucio und van Buyten hielten einen gewaltigen Sicherheitsabstand zu Inzaghi ein. Der Stürmer stand knapp im Abseits, sein Treffer zählte trotzdem. „Zwei Tore durch die Mitte, das darf einfach nicht passieren“, klagte Franz Beckenbauer.

Die Bayern brauchten nun drei Tore zum Weiterkommen, taten sich aber schwer, gegen die gute Defensive der Mailänder überhaupt zu Chancen zu kommen. Die besten hatten sie zu Beginn des Spiels, beim Stand von 0:0. In der achten Minute rettete Massimo Oddo gegen einen Schuss von Lell auf der Linie, kurz darauf spielte Roy Makaay seinen Sturmpartner Podolski frei, der aber konnte Torhüter Dida nicht überwinden. Bis zur nächsten guten Gelegenheit für die Münchner dauerte es knapp eine halbe Stunde. Nach einem Freistoß von Mark van Bommel schaffte es Podolski nicht, den Ball über die Linie zu stochern.

Bayerns Trainer Ottmar Hitzfeld reagierte, brachte zur zweiten Halbzeit Roque Santa Cruz (für Andreas Ottl), nach einer Stunde auch noch Claudio Pizarro (für Makaay), zwei weitere Offensivkräfte. Doch der AC Mailand ist keine Mannschaft, die sich einfach so überrollen lässt, von den Bayern schon mal gar nicht. Die Münchner haben von nun zehn Begegnungen mit den Mailändern gerade mal eine gewonnen, im April 1990 war das. Milan, mit einer Mannschaft aus fast ausschließlich reifen Männern, wehrte sich mit Routine und Cleverness. Gegen den kompakten Gegner fanden die Bayern keine Handhabe. Und was doch einmal durch das dichte Mittelfeld den Weg in den Mailänder Strafraum fand, räumte der kompromisslose Alessandro Nesta weg. Van Bommel versuchte es in seiner Verzweiflung mit einem Weitschuss aus 30 Metern – Dida parierte.

Bayern erhöhte den Druck, schaffte es auch punktuell, Milans Tor in Gefahr zu bringen, doch es fehlte entweder die letzte Entschlossenheit oder die nötige Konzentration. Die Mailänder verschanzten sich geradezu in der eigenen Hälfte, vor allem nachdem Ancelotti Inzaghi, seinen einzigen Stürmer, vom Feld geholt hatte. Die erste Ecke für Milan gab es eine Minute vor Schluss. Es reichte auch so. Die Bayern aber mussten nicht nur das Ende ihrer Titelträume verkraften, sondern auch ihre erste Champions-League-Niederlage in der Allianz-Arena.

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