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Sport: Malerische Aussichten

Skilangläuferin Künzel ist die neue deutsche Nummer eins

Claudia Künzel malt gerne. Das liegt irgendwie nahe, sie studiert schließlich im Fernstudium Grafik/Design. „Drei Stunden brauche ich aber schon für ein halbwegs vernünftiges Bild“, sagt sie. Wesentlich zielstrebiger dagegen ist sie als Skilangläuferin. Da ist sie absolute Weltklasse. Das bewies sie gerade am Samstag im Weltcup in Otepää/Estland. Da gewann sie ihr erstes Weltcup-Rennen, über 15 Kilometer. Und gestern wurde sie mit der 4 x 5-Kilometer-Staffel Zweite. Nach vorherigen Podiumsplätzen in diesem Winter hatte sie entgegen ihrer sonstigen Art forsch erklärt: „Ich glaube, ich bin nun langsam reif für meinen ersten Weltcup-Einzelsieg.“

Dass das am Samstag ausgerechnet bei einem Rennen in der klassischen Technik passierte, verblüffte selbst Bundestrainer Jochen Behle, der sonst große Stücke auf sie hält. „Denn in der klassischen Technik war sie bislang nicht so stark wie im Skating.“ Doch habe sich die neue Nummer eins des deutschen Frauenteams über die 15 km mit Massenstart „taktisch sehr klug verhalten“. Claudia Künzel hatte sich im großen Pulk an den Positionen zwischen 10 und 15 versteckt und fuhr erst auf den letzten zwei Kilometern mit ihrem Gleitvermögen auf der Abfahrt an die Spitze heran. „Am Ende habe ich spekuliert, dass die anderen vielleicht ähnlich kaputt wie ich sind und habe die Flucht nach vorn angetreten", sagt Claudia Künzel. In Estland fuhr sie auf Platz vier im Gesamt-Weltcup, damit ist sie vor Evi Sachenbacher aus Reit im Winkl (Zehnte) eindeutig die deutsche Nummer eins.

Diesen Führungswechsel hatte der Bundestrainer bereits vor Saisonbeginn erwartet. „Claudia hat nach diesem Sommer ein Extralob verdient“, sagt Jochen Behle. „Ihre Zielstrebigkeit und Professionalität im Training sind vorbildlich.“ Claudia Künzel trainiert die Sommermonate über in Oberwiesenthal unter den Fittichen des einstigen Spitzenläufers Holger Bauroth in einer gemischten Gruppe mit Junioren und Männern. Dass die dominante Figur des Langlaufs, die Norwegerin Bente Skari, ihre Karriere beendet hat, sieht die Deutsche nicht in erster Linie als Chance für sich selbst: „Das ist auch sehr schade, denn für die Popularität unseres Sports hat Bente mehr als jede andere getan." Aber der Kampf um die Spitze in der Gesamt-Weltcupwertung ist dadurch so offen wie nie in den letzten Jahren. Claudia Künzel hat durchaus eine Chance. Neben ihren sportlichen Träumen will sie aber noch ein anderes Vorhaben verwirklichen: „Langsam habe ich genügend Bilder für meine erste Ausstellung beisammen.“

Ernst Podeswa

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