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© AFP

Manchester United: Die Rebellion der Roten Ritter

Eine Gruppe von Millionären will Manchester United übernehmen – die Fans stehen hinter ihr. Im Champions-League-Spiel gegen den AC Mailand wollen sie protestieren.

Abwesenheit vergrößert die Liebe, heißt es frei übersetzt in einem englischen Sprichwort („Absence makes the heart grow fonder“). Im Old Trafford vergrößert am Mittwochabend allerdings zunächst die Liebe die Abwesenheit. Mehr als 10 000 Plätze sollen beim Anpfiff des Champions-League-Achtelfinales gegen den AC Mailand (Hinspiel: 3:2 für United) für einige Minuten frei bleiben. Die Anhänger von Manchester United wollen mit der Aktion gegen die Eigentümer-Familie Glazer protestieren. Die Amerikaner haben den Premier-League-Klub im Sommer 2005 mit Bankdarlehen gekauft, die zurück auf den Verein übertragen wurden. Auf knapp 800 Millionen Euro belaufen sich mittlerweile die Verbindlichkeiten des einstigen Branchenkrösus.

Drei Meisterschaften in Folge konnten die Anhänger der Rot-Schwarzen nicht besänftigen. Der organisierte Widerstand formiert sich seit Anfang dieses Jahres in Grün und Gold, den Farben des Newton Heath Lancaster and Yorkshire Railway Football Club. So hieß das ursprüngliche United bis zur Umbenennung im Jahre 1902. Im Ligapokal-Finale gegen Aston Villa vor zehn Tagen trug ein Großteil der Fans demonstrativ grün-goldene Schals und Trikots.

Die neue Farbenlehre verfolgt dabei nicht nur ein symbolisches Ziel. „United ist für die Glazers eine Marke“, erklärt Sean Bones, der zweite Vorsitzende des Fan-Verbands Manchester United Supporters Trust (Must). „Ihre größte Angst ist es, dass der Protest sich negativ auf das Merchandising-Geschäft auswirkt. Wer Grün und Gold trägt, wird nicht in den Klub-Shop gehen und United-Artikel kaufen. Letztlich zählt für die Glazers nur die Farbe des Geldes, glaubt auch eine Gruppe wohlhabender United-Fans, die sich in der vergangenen Woche als „Red Knights“ zusammen geschlossen haben, um den Verein zu übernehmen.

Die von Goldman-Sachs-Chefökonom Jim O’Neill, Hedgefond-Boss Paul Marshall und Anwalt Mark Rawlinson angeführten Roten Ritter wollen die sportliche Leitung im Amt belassen, aber eine „gesunde wirtschaftliche Basis“ schaffen und „die Fans ins Zentrum“ stellen. Mit Hilfe der Anhänger und ungefähr 60 weiteren Millionären will man bis zu 1,5 Milliarden Euro auftreiben. Für die Glazers würde bei diesem Preis in etwa ein Gewinn von 550 Millionen Euro abfallen. Den in der Stadt verhassten Amerikanern, so spekulieren die Ritter, könnte man das Geschäft durch zusätzlichen Druck von den Tribünen schmackhaft machen.

Die Hoffnung auf den Besitzerwechsel mobilisiert die Massen. Aus 30 000 registrierten Mitgliedern des Fanverbands sind in den vergangenen zehn Tagen 130 000 geworden. „Der offizielle Verein hat weniger“, sagt der Must-Vorsitzende Duncan Drasdo stolz. Trainer Alex Ferguson, im früheren Leben Betriebsratmitglied in einer Glasgower Werft, hat durchaus Sympathie mit dem Aufstand der Basis. „Protest ist legitim“, sagte der 68-Jährige über die grün-goldenen Rebellen. „So lange sie United unterstützen, können die Leute tragen, was sie wollen. Bei uns sind alle Sünder willkommen.“ Für die potenziellen Käufer hatte der Schotte allerdings weniger nette Worte übrig: „Sie (die Eigentümer) haben gesagt, dass der Klub nicht zum Verkauf steht. Daran wird niemand etwas ändern.“

Ob die Ritter und das Fußvolk diesen Kampf tatsächlich gewinnen können, wird nach anfänglichen euphorischen Medienberichten auf der Insel zunehmend bezweifelt. „Die Red Knights können gerne ein Angebot machen, aber es wird nichts daraus werden“, sagte Uniteds Geschäftsführer David Gill. Unternehmer Michael Knighton, der 1989 mit dem Versuch einer Übernahme des Klubs scheiterte – umgerechnet 22 Millionen Euro sollte damals der Kaufpreis betragen – wirft den Nadelstreifen-Rittern gar „frappierende Naivität“ vor. „Selbst wenn wir hier von einer oder zwei Milliarden Pfund reden, wäre Manchester United noch immer deutlich unterbewertet.“

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