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Sport: „Mängel im Know-how“

Herr Zastrow, waren Sie in der vergangenen Woche eigentlich überrascht? Überrascht?

Herr Zastrow, waren Sie in der vergangenen Woche eigentlich überrascht?

Überrascht? Wieso?

Weil Borussia Mönchengladbach, ein zurzeit mäßig erfolgreicher Fußball-Bundesligist, mit der Jever-Brauerei einen neuen und national bekannten Trikotsponsor vorstellen konnte.

Es hat mich gefreut: Weil dies ein Push in die richtige Richtung sein könnte. Zuletzt hat ja schon eine allgemeine Panik stattgefunden.

Was nicht ganz abwegig ist, wenn mit Gladbach, Nürnberg, Bremen, 1860 München, Rostock und Köln sechs Erstligaklubs noch keinen Trikotsponsor für die nächste Saison haben.

Das stimmt. Allerdings ist das auch nicht zu verstehen. Wenn man sich die Werbewirkung anschaut, sind die Erlöse aus der Trikotwerbung absolut gerechtfertigt. Selbst die Steigerungen der vergangenen Jahre.

Werder Bremen spielt jetzt schon ein ganzes Jahr mit blanker Brust.

Bremen ist ein Spezialfall. Für den Verein ist alles unglücklich gelaufen. Er hat zwar von einem Vermarkter Geld bekommen, aber der Vermarkter konnte die Rechte nicht weiterverkaufen.

Der Imageverlust ist vermutlich immens.

Nicht bei den Fans. Die finden das sogar kultig. Aber bei potenziellen Sponsoren. Es war auch nicht sehr geschickt von Werder, einen öffentlichen Hilferuf auszusenden. Es geht ja auch niemand in einen Laden und kauft das letzte Auslaufmodell, das noch da ist.

Sehen Sie ein ernstes Problem für die Vereine?

Ich glaube, es wird sich etwas entspannen, wenn das mit den Fernsehrechten geklärt ist. Auch in Nürnberg wird nach dem Klassenerhalt relativ bald etwas passieren. Das Interesse der Unternehmen ist nach wie vor konstant.

Aber die Vereine müssen sich auf sinkende Erträge einstellen.

Die Preise werden vermutlich erst einmal stagnieren, obwohl sie, wie gesagt, absolut in Ordnung sind. Ich halte allerdings Nachlässe von fünf bis zehn Prozent für möglich.

Die Klubs müssen also darauf hoffen, dass es mit der Wirtschaft wieder aufwärts geht.

Natürlich hängt das Problem mit der wirtschaftlichen Entwicklung zusammen und mit der Schwäche des Werbemarktes. Daher ist es umso wichtiger, dass die Vereine einem interessierten Unternehmen klar machen, warum es seine Millionen für Trikotwerbung ausgeben soll und nicht zum Beispiel für eine Kampagne im Fernsehen.

Und das passiert nicht?

Bei vielen Vereinen nicht. Die glauben immer noch, das Marketing nebenbei machen zu können. Sie finden in den Marketingabteilungen häufig ehemalige Profis mit eklatanten Mängeln im Know-how. Dabei bekommen Sie für das Gehalt, das frühere Spieler in ihren Anschlussjobs verdienen, drei hochgradig qualifizierte Marketingexperten.

Wie äußern sich die Mängel im Know-how?

Das fängt schon mit der Sprache an. Ich habe wirklich nichts gegen frühere Profis. Aber oft verstehen sie die Marketingleute gar nicht. So wie die vielleicht keine Ahnung haben, was ein Hattrick ist, weiß der frühere Fußballprofi eben nicht, was ein GRP ist.

Was raten Sie den Vereinen?

Sie müssen sich schon ernsthaft auf ein Unternehmen vorbereiten, mit dem sie verhandeln. Ich habe bei einigen solcher Gespräche erlebt, dass sich das Unternehmen erst mal vorstellen musste – weil der Klub nicht mal wusste, mit wem er es zu tun hat. Das Einzige, was der Verein dann mitteilen konnte, war: Hier ist das Trikot, da habt ihr 20 Quadratzentimeter Platz, euch zu verwirklichen. Und nun guckt mal, wie ihr das hinkriegt!

Das Gespräch führte Stefan Hermanns.

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