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Marcel Reif. TV-Reporter und Tagesspiegel-Kolumnist.

© dpa

Marcel Reifs Kolumne: Der Irrsinn der "lahmen Enten"

Das Schalke dieser Tage ist das Schalke, das man kennt: chaotisch, unstrukturiert, voller Leidenschaft und ohne Ratio. In München ziehen sie dagegen noch an einem Strang.

Louis van Gaal, Felix Magath, die designierten lame ducks der Liga, sie sind es immer noch. Van Gaal ist mit Sicherheit eine stärkere Ente, auch wenn das Schalker Team gegen die Frankfurter nicht wirklich so gespielt hat, als wolle es seinen Trainer loswerden. Aber das ändert ja nichts an dem Umstand, dass nichts zu stimmen scheint bei Schalke. Schon mal gar nicht das Verhältnis der Fans zum Trainer.

Gespalten sei das Publikum, hieß es, Magath-Befürworter stünden Gegnern in etwa pari gegenüber. Zu sehen war gestern davon nichts. An einer groß angekündigten Befürworter-Demonstration vor dem Spiel nahmen exakt null Befürworter teil. Dagegen waren die Transparente, die die Verabschiedung des allmächtigen, autoritären, manche sagen autistischen Trainers fordern, allüberall gut sichtbar. Trotz des Sieges über Valencia, trotz der nicht geringen Chance auf den Pokalsieg gegen einen Zweitligisten, trotz der drei Punkte gegen die Frankfurter. Er muss schon eine Menge verbrannt haben, der Felix Magath, dass Fans und, wie es aussieht, auch der Verein sich nicht befrieden lassen. In einem aber hat Magath unbedingt recht. Wenn er sagt, dass der Verein sich in diesen Tagen wieder verhält wie in all den Jahrzehnten zuvor. Doch ja, das Schalke dieser Tage ist das Schalke, das man kennt: chaotisch, unstrukturiert, voller Leidenschaft und ohne Ratio.

Es soll ja nun zum Männergespräch kommen zwischen Chef Tönnies und Chef Magath. Letzterer wird ahnen, wie es ausgeht. Oder wie ist der Satz zu verstehen, den Magath am Freitag zu Beginn der Pressekonferenz prägte: „Damit Sie sich schon mal daran gewöhnen, ich beantworte nur Fragen zum Spiel.“ Das kann man auch als Zitat verstehen, das ist O-Ton Otto Rehhagel, der bereits als Übergangslösung gehandelt wird. Nein, eine Fortsetzung der Liaison Schalke/Magath, ich kann sie mir nicht vorstellen.

Aber weiß man’s in diesen merk- und denkwürdigen Tagen? Es wurde versucht, bei Bayern ein Zerwürfnis auszumachen zwischen Arjen Robben und Trainer van Gaal. So ein Zerwürfnis hätte ich gerne einmal, bei dem mein Kontrahent mich mit drei Ausrufezeichen unterstützt und auch meine restlichen Gegner Sympathie-Bekundungen auf dem Platz abgeben. Sie ziehen wohl wirklich noch an einem Strang in München. Und wenn sie so weiter machen, wie sie gegen den in allen Belangen desolaten Hamburger SV nach turbulenten Wochen neu angefangen haben, zum Beispiel am Dienstag gegen Inter Mailand, dann werde ich mich nicht mehr wundern, wenn Präsident Uli Hoeneß am Ende der Saison den ungeliebten Trainer unter Tränen verabschiedet.

Es wäre zumindest das stimmige Bild zum Irrsinn dieser Saison.

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