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Special Olympics: Medaillen für alle

Bei den Special Olympics geht es nicht um Siege. Wahrscheinlich kommt man bei kaum einem anderen Wettkampf der Ur-Idee des Sports so nahe wie hier.

Inzell - So richtig glücklich ist Melanie Göpfert im ersten Moment nicht. Die Eindrücke aus dem Rennen sausen ihr noch durch den Kopf. Genau genommen schimpft sie sogar ein bisschen. Darüber, wie sie gestolpert ist, weil ihr ein Konkurrent aus Versehen hinten auf den Ski gestiegen ist. Und darüber, dass die Skatingtechnik, die sie zum ersten Mal im Rennen ausprobiert hat, nicht so funktioniert hat wie erhofft. Die Strecke war einfach zu schmal. „Es ging nicht schneller“, klagt sie. Aber zu den Eindrücken aus dem Rennen gehört auch, dass sie kurz vor dem Ziel den Zweitplatzierten überholt hat. Die 18-Jährige Langläuferin war die einzige Frau im Massenstart über fünf Kilometer. Deshalb freut sie sich auch über die vielen Gratulanten im Ziel. „Die Männer kommen alle“, sagt Melanie Göpfert, „die haben Respekt vor mir.”

Göpfert gehört zu den leistungsstärksten Athleten bei den nationalen Winterspielen der Special Olympics für geistig behinderte Sportler diese Woche in Inzell. Dafür sprechen auch die drei Goldmedaillen, die sie bei den Weltspielen in Idaho, USA, gewonnen hat. Bei Special Olympics geht es allerdings nicht darum, eine Elite auszulesen. „Es geht ganz einfach darum, dass die Sportler für ihre Leistung geehrt werden. Im Alltag nämlich erleben geistig Behinderte das nur sehr selten“, sagt Sven Albrecht, Sportmanager von Special Olympics Deutschland. Wahrscheinlich kommt man bei kaum einem anderen Wettkampf der Ur-Idee des Sports so nahe wie bei den Special Olympics: Hier geht es um Spaß an der Bewegung. Zudem fällt auf, wie freundlich und fair die Athleten miteinander umgehen.

Weil die Voraussetzungen der Athleten so unterschiedlich sind, werden die Startfelder in viele Leistungsgruppen unterteilt. Nach dem Massenstart gibt es deshalb fünf Siegerehrungen, eine für die Frauen und vier für die 19 Männer. Auch die Viert- und Fünftplatzierten bekommen ein Schleifchen umgehängt.

Am Anfang der Siegerehrung steht Melanie Göpfert etwas verlegen auf dem Podest. Die Männer danach haben es leichter. Sie sind nicht allein. Viele winken und umarmen den Nebenmann. Bei einigen verrät nur ein kurzes Lächeln, was in ihnen vorgeht. „Manche sind so stolz, dass sie das Band vier Wochen lang um den Hals hängen haben“, erzählt Albrecht.

Die Spiele in Inzell sind wieder ein Fortschritt für die Special Olympics in Deutschland. 574 Teilnehmer bei diesen fünften Winterspielen seit 1999 sind eine neue Bestmarke. Die Athleten starten in fünf Disziplinen: Ski alpin, Snowboard, Langlauf, Eiskunstlauf und Eisschnelllauf. „Man merkt den Vorteil, dass wir seit 2007 im DOSB sind. Dadurch werden wir mehr wahrgenommen”, sagt Albrecht. Bisher findet das Sportangebot allerdings fast nur in Betreuungseinrichtungen und Schulen statt. „Wir wollen die Integration in Vereinen vorantreiben”, sagt Sven Albrecht, „es wäre viel gewonnen, wenn mehr Vereine Special-Olympics-Abteilungen gründen. Es sollen einfach möglichst viele geistig Behinderte regelmäßig Sport treiben.” Sebastian Krass

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