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Ein Mann, viele Optionen. Svetislav Pesic hat die Nationalmannschaft gerade zur EM 2013 geführt. Jetzt lässt er offen, ob er das Team weiter betreuen will. Foto: dpa

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Mehrere Optionen für Pesic: Svetislav hält die Welt in Atem

Basketball-Bundestrainer? Coach in Spanien? Oder doch zu Bayern München? Svetislav Pesic denkt in Ruhe darüber nach, was er als nächstes machen will.

Der Mann, der alle mal wieder in Atem hält, sitzt in einem Café in Wilmersdorf und trinkt entspannt einen Espresso. Gerade ist Svetislav Pesic vom Grunewald rauf zum Kurfürstendamm geradelt, gleich wird er ins Fitnessstudio gehen. „Laufen, Krafttraining, Bicycle, schwimmen – alles “, sagt er und lacht: „Die jüngeren Trainer sind im Kommen. Ich muss in Form bleiben.“ Pesic hat noch einiges vor, und am vergangenen Sonnabend hat er einen einzigen Satz benötigt, um den ganzen deutschen Basketball in Aufruhr zu versetzen. Am Rande des NBA-Spiels in Berlin hatte der Bundestrainer mit einem kryptischen Lächeln gesagt: „Ich muss für mich persönlich erst einmal klären, ob ich als Vereinstrainer oder Nationalcoach arbeiten will.“ Seitdem wird gerätselt, was der 63-Jährige vorhat. Pesic selbst ist kein Druck anzumerken, er bestellt erst einmal einen zweiten Espresso.

Im Sommer hat der Serbe die deutsche Nationalmannschaft mit acht Siegen in acht Spielen zur EM 2013 geführt, sein Vertrag ist nach der Qualifikation abgelaufen. Der Deutsche Basketball-Bund (DBB) will seinen Erfolgstrainer unbedingt weiter an sich binden, am liebsten bis zu den Olympischen Spielen 2016. „Es gibt keinen Grund für mich, jetzt eine schnelle Entscheidung zu treffen“, sagt Pesic aber. „Ich muss mir Zeit nehmen und ein bisschen über mich nachdenken.“

Svetislav Pesic weiß, wie man seine Karten richtig ausspielt. Und was er wert ist, nicht nur für den DBB. 1993 hat er Deutschland zum EM-Titel geführt, es folgten vier Meisterschaften und der Sieg im Korac-Cup mit Alba Berlin. Nachdem er mit Jugoslawien Welt- und Europameister geworden war, holte er mit dem FC Barcelona das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Euroleague, Engagements in Russland, Italien, Spanien und Serbien folgten. Und jetzt? „Ich muss mein Alter respektieren: Das nächste Projekt, das ich mache, wird eines meiner letzten sein“, sagt er.

Pesics Zögern ist auch deshalb so brisant, weil das ambitionierte und finanziell weitgehend sorgenfreie Basketballprogramm des FC Bayern, wo sein Sohn Marko Sportdirektor ist, fast zum selben Zeitpunkt ins Schlingern geraten ist. Die Münchener haben Dirk Bauermann sechs Tage vor Saisonstart vor die Tür gesetzt, Co-Trainer Yannis Christopoulos hat die Verantwortung übertragen bekommen, alle anderen Lösungen wurden vehement dementiert. Trotzdem gilt Pesic dank seiner Erfolge und seiner Ausstrahlung automatisch als Kandidat. „Ich will diese Spekulationen nicht kommentieren“, sagt Svetislav Pesic. Die simple Schlussfolgerung, sein Sohn werde ihn schon nach München lotsen, sei „oberflächlich, so etwas haben wir beide nicht nötig“. Völlig abwegig findet er den FC Bayern aber natürlich auch nicht: „Jeder Trainer in Europa interessiert sich für Projekte, die Zukunft haben. Ich habe aber kein Angebot, von keinem Verein.“

Pesic ist lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass das nicht so bleiben wird. „Einige Klubs werden schlecht spielen. Dann gibt es Spekulationen, auch über mich“, sagt er voraus. „Ich kann das nicht stoppen.“ Ganz so unschuldig ist Pesic natürlich nicht, er versteht es wie kaum ein Zweiter, sich im Gespräch zu halten, auch beim DBB. Am Morgen hat er lange mit dem Generalsekretär telefoniert, am Wochenende saß er zwei Stunden mit DBB-Präsident Ingo Weiss zusammen. „Wir haben die Vereinbarung getroffen, dass wir bis Ende November eine klare Linie haben“, sagt Pesic. „Beide Seiten, DBB und Pesic.“

Erst einmal aber muss er in Berlin noch ein paar private Dinge erledigen, sich mit seinem Steuerberater treffen, am Freitag besucht er ein klassisches Konzert in Bad Homburg. Dann fährt Pesic mit seiner Frau nach Belgrad, Schwiegertochter und Enkelkind kommen zu Besuch. „Ich fühle mich super im Moment. Ich hoffe, dass in den nächsten zwei Monaten nichts passiert“, sagt er. „Wenn es ein Angebot gibt – vom DBB, aus Spanien, von Bayern, von einem anderen Verein – dann werde ich die Situation analysieren. Warum nicht?“ Svetislav Pesic kann warten.

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