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Sport: Meier geht, Aktie steigt

Dortmunds Manager beugt sich dem Druck der Fans und tritt zurück

Wer genau wissen wollte, wie der Großteil der Dortmunder über die zurzeit wichtigste Personalie ihrer Borussia denkt, musste vergangenen Samstag vor Beginn des Auswärtsspiels in Hamburg nur einen Blick in den Fanblock des BVB werfen. Dort stand es auf einem großen Transparent schwarz auf gelb zu lesen: „Meier raus“. Kurze Zeit später war das Laken verschwunden, doch das änderte an der Meinung des Volkes nichts: Michael Meier, seit 1989 Manager beim BVB, ist dort nicht mehr tragbar. Gestern gab der hierzulande einzige an der Börse notierte Fußballklub in einer Ad-hoc-Mitteilung bekannt, dass der zum 30. Juni auslaufende Vertrag zwischen der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA und Meier nicht verlängert wird. Nach Veröffentlichung dieses Vorsatzes legte die BVB-Aktie um fünf Prozent zu.

Der Verein zieht einen Schlussstrich „im Sinne eines kompletten Neuanfangs“, wie Präsident Reinhard Rauball betont. Während der neue Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zumindest intern deutlich gemacht hatte, mit Meier seien die zur Rettung des Klubs notwendigen vertrauensbildenden Maßnahmen kaum zu verwirklichen, hatte Rauball öfter erklärt, er könne sich eine weitere Zusammenarbeit durchaus vorstellen. Auch Großaktionär Florian Homm hatte sich in diese Richtung geäußert. Von diesem Vorsatz sind zwei der Mächtigsten beim BVB nun jedoch abgekommen.

Meier steht zwar gemeinsam mit dem früheren Präsidenten Gerd Niebaum für die erfolgreichste Ära der Borussia, in die der Gewinn von drei Meisterschaften, der Champions League und des Weltpokals 1997 fielen. Zuletzt wurde er in Dortmund jedoch nur noch als Verantwortlicher für den Niedergang wahrgenommen. Nachdem zuvor schon Niebaum sämtliche Ämter niedergelegt hatte, ist die Epoche, in der beim BVB von grenzenlosem Wachstum geträumt wurde, endgültig beendet. Zuletzt hatten Rauball und Watzke den Kollegen zuhause gelassen, als sie die Anteilseigner des Stadionfonds Molsiris auf dem Düsseldorfer Flughafen davon überzeugten, dem Sanierungskonzept zuzustimmen, um damit den BVB vor der Insolvenz zu bewahren. Die Wut auf Meier, so die Befürchtung, wäre so groß gewesen, dass der Plan womöglich gescheitert wäre.

Ausschlaggebend für die Entscheidung gegen Meier wird jedoch die unmissverständliche Forderung der Fans gewesen sein. Deren Einfluss hat sich in den vergangenen Monaten spürbar vergrößert, weil sie in Zeiten des Niedergangs als das gute Gewissen des Vereins wahrgenommen werden. Seit bekannt ist, dass der BVB im Spätsommer 2000 einen Deal über 20 Millionen Euro mit dem Kölner Versicherungskonzern Gerling geschlossen hat, bei dem der Klub als Sicherheit unter anderem den Vereinsnamen und das Logo verpfändete, „kocht hier die Volksseele“, sagt Olaf Suplicki, stellvertretender Vorsitzender der BVB-Fanabteilung. Den Akt der Geldbeschaffung mit Hinterlegung des Namens wertete die riesige schwarz-gelbe Gemeinde nicht als wirtschaftliche, sondern rein emotionale Angelegenheit.

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