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Sport: Meister der Unruhe

Alles deutete auf Bayern München hin. Vieles auf Werder Bremen.

Von Karsten Doneck, dpa

Alles deutete auf Bayern München hin. Vieles auf Werder Bremen. Manches sogar – vor der Saison, wohlgemerkt – auf den Hamburger SV. Und wer wird Deutscher Meister? Klar, Schalke 04, einst nur Meister der Herzen, am Saisonende vielleicht ein wahrer Meister. Der aktuelle Tabellenführer trägt Königsblau. Und mancher fragt verwundert: Wie kommen die da bloß hin?

Zu oft blitzte doch bei Schalke in dieser Saison der Hang zum Selbstzerstörerischen auf. Vieles lief verkehrt. Erst verabschiedete sich Gelsenkirchens einziges Wahrzeichen, Manager Rudi Assauer, aus der Kommandozentrale. Trainer Mirko Slomka galt als zu mittelmäßig, der Zeitpunkt seiner Ablösung taugte durchgängig zum Diskussionsthema. Wochenlang suchten die Profis nach einem Maulwurf in ihren Reihen, der die Medien fortwährend mit Interna versorgte. Torwartroutinier Frank Rost stritt mit dem Trainer, flog aus dem Kader. Ihn ersetzte Manuel Neuer, ein erst 20-Jähriger.

Ein erfolgreicher Bundesliga-Betrieb funktioniert normalerweise anders. Dennoch trat Schalke beim 2:0 im Spitzenspiel in Bremen bärenstark auf. Weil Slomkas Taktik aufging: defensiv die Räume zustellen, dann blitzartig kontern. Das ist einfach, aber – richtig umgesetzt – eben ziemlich effektiv. Zudem hielt der so misstrauisch beäugte Neuer das „zu null“. Erfolg ist manchmal ganz einfach.

Es ist viel passiert auf Schalke. Andere Bundesligisten wären da längst in eine tiefe Sinnkrise gestürzt. Aber Schalke lebt nach eigenen Gesetzen, Unruhe beflügelt dort offenbar. Da wird eben während der Woche gestritten, gezankt, gemault – und samstags vereint gewonnen.

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