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Sport: Michael Ballack

Wie der Kapitän das Spiel gegen Irland erlebte

Wie stark können fünf Wochen in der schnellsten Liga der Welt den besten Fußballspieler Deutschlands prägen? Stuttgart ist gespannt auf Michael Ballack, auf sein erstes Spiel in der Heimat seit dem Wechsel nach England in die Premier League zum FC Chelsea. Er hat angekündigt, er wolle wieder offensiver spielen, torgefährlicher als bei der WM im Sommer. O’Sheas Manndeckung wird dieses Vorhaben erschweren.

Ballack orientiert sich sofort in die vorderste Linie, aber es dauert zwei Minuten, bis er zum ersten Mal den Ball berührt, der Doppelpass mit Bernd Schneider auf der rechten Seite misslingt. Ballack bewegt sich zurückhaltend und überlässt Schneider die langen und spektakulären Sololäufe. Er will nicht jeden Ball haben, sondern der Mann für die besonderen Momente sein. Die erste Flanke fliegt zu flach in den Strafraum, der erste Steilpass findet keinen Abnehmer. Am besten ist Michael Ballack, wenn er das Spiel schnell macht, wenn er Einkontakt-Fußball spielt. Mit dem rechten Außenrist spielt er direkt auf Podolski, die Iren sind verwirrt, O’Brien köpft den Ball im Strafraum an die Hand seines Kollegen Carr, aber der Schiedsrichter ist ungünstig postiert und lässt weiterspielen.

Michael Ballack findet besser ins Spiel, seine Wege werden länger. Nach einer irischen Ecke klärt er per Kopf vor dem eigenen Tor. In der 23. Minute gelingt ihm der erste Torschuss der Deutschen im Spiel, O’Brien geht mit dem Fuß dazwischen und fälscht ab zur Ecke. Kurz darauf leitet er die größte Chance der ersten Halbzeit ein. Seine Flanke leitet Schweinsteiger mit dem Kopf weiter auf Klose, dessen Kopfball Given mit einem Reflex zur Seite lenkt. Nach einer Flanke von Schweinsteiger kommt Ballack selbst zum Kopfball, doch er steigt zu früh hoch, trifft den Ball nicht richtig und verzieht. Auch die letzte Szene der ersten Halbzeit gehört dem deutschen Kapitän. An der Mittellinie verspringt ihm der Ball, beim Nachsetzen tritt er Kilbane um.

In der zweiten Halbzeit erhöhen die Deutschen den Druck, aber es ist nicht Ballack, der sie antreibt. Auch beim Führungstor ist er nur als Zuschauer beteiligt. Alles rechnet damit, dass Ballack den Freistoß an der Strafraumgrenze ausführen wird, doch Podolski schießt und trifft, ausgerechnet Podolski, von dem Ballack vorher noch gesagt hatte, er sei ein wenig verunsichert und brauche jemanden, der ihn an die Hand nehme.

Nach dem 1:0 wird es noch einmal schmerzhaft für den Mann mit der Nummer 13. O’Shea tritt ihm bei einem Zweikampf auf den Fuß, Ballack wälzt sich auf dem Rasen, aber er kann weiterspielen. Im Spiel nach vorn gelingt ihm nicht viel, nach einem Fehlpass eine Viertelstunde vor Schluss sind leise Pfiffe zu hören. Die Iren drängen auf den Ausgleich, Ballack orientiert sich bis zum Schlusspfiff weiter nach hinten und hilft im eigenen Strafraum aus, das alles erinnert an seine Auftritte bei der WM. Fünf Wochen in England haben Michael Ballack weniger verändert, als er es sich selbst erhofft haben dürfte.

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