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Sport: Mit Frack, Charme und Zylinder

Ingrid Klimke begeistert die weiblichen Pferde-Fans

Berlin. Die vielen jungen Mädchen vor dem Eingang des Berliner Messegeländes erinnerten an alte Zeiten. An Zeiten, als nebenan in der Deutschlandhalle noch Popkonzerte stattfanden und schwärmende Teenies das Gelände rund um den Funkturm bevölkerten. Doch die Mädchen waren am Sonntag nicht gekommen, um Musik zu hören und mitzusingen. Sie waren gekommen, um Pferde zu beobachten, die sich elegant über den Parcours bewegen. Still und graziös.

Am Sonntagmorgen stand beim CHI Berlin traditionell die Dressur im Mittelpunkt. Obwohl keiner der zehn weltbesten Dressurreiter am Start war, fand der Weltcup enormen Zuspruch. Das, was die überwiegend weiblichen Zuschauer von den Reitern mit Frack und Zylinder zu sehen bekamen, „gehörte dafür zur Weltspitze“, wie Dressur-Bundestrainer Holger Schmezer fand. Seine Worte galten insbesondere der Leistung von Ingrid Klimke, die den Weltcup mit dem 12-jährigen Wallach Nector vor dem Schweden Jan Brink und der Paderbornerin Gina Capellmann-Lütkemeier gewann.

Klimkes Ergebnis überraschte: Ihre 78,36 Punkte hätten selbst bei großen Championaten für gute Platzierungen gereicht. Die Vielseitigkeitsreiterin hatte beim CHI sechs Prüfungen im Dressurviereck abgelegt und bei allen ihren Starts gewonnen. Ein wenig verlegen gestand die 34-Jährige aus Münster: „Ich überbrücke mit der Dressur bei den Hallenturnieren eigentlich nur die lange Winterpause in der Vielseitigkeit.“

Die Reiterin kaschierte mit ihrem Auftritt den fehlenden Glanz der Dressur beim CHI. Die Topreiter wurden vom Publikum vermisst, auch wenn die Dressur vom Umzug zur Messe sichtbar profitiert hat. „Im Velodrom hatte das etwas von Zirkus“, meinte eine Zuschauerin, die selbst Dressur reitet. Auch Bundestrainer Schmezer stellte zufrieden fest, dass sich die Bedingungen verbessert haben. Im Velodrom hatten sich die Reiter über beengte Stallungen, zu kleine Abreitemöglichkeiten und eine fehlende zweite Halle beklagt. Auf dem Messegelände gab es nun zwei Hallen: Die großen Wettbewerbe fanden in der Haupthalle statt, für die kleineren stand eine weitere Halle mit Tribünen und Sandboden zur Verfügung.

In der kleinen Halle gab es auch Showvorführungen der Pferdemesse Hippologica zu sehen, in die das CHI zum ersten Mal integriert wurde. Eine Verbindung von Breiten- und Spitzensport, die sich mit insgesamt 70 000 Zuschauern an vier Tagen auszahlte. Die zusätzliche Halle, zu der Messebesucher freien Eintritt hatten, war fast immer voll besetzt. Vom Zulauf profitierte nicht nur die Dressur. Auch andere Disziplinen wie Voltigieren, Gespannfahren und Westernreiten fanden einen Platz beim CHI. Besonders beim Westernreiten war die Stimmung ausgelassener als in der Haupthalle.

Viele Zuschauer bemängelten den spröden Charme der wenig geschmückten Messehallen. Das soll sich aber im nächsten Jahr ändern. Damit sich die jungen Mädchen beim CHI noch wohler fühlen.

Ingo Wolff

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