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Sport: Mit Geduld und Rödl

Helen Ruwald hat Mitleid mit den chancenlosen Berlinern

Es wäre ein günstiger Moment für Schadenfreude. Sehr offensiv hat Alba Berlin vor Play-off-Beginn seinen Anspruch auf den Meistertitel angekündigt. „Jetzt wir!“, hieß die Kampagne, aus der binnen einer Woche aber ein „Jetzt ihr!“ wurde. Übersteigertes Selbstbewusstsein, ein falsches Selbstbild und ein Unterschätzen der Konkurrenz könnte man den Berlinern jetzt vorhalten. Der Tabellenführer war dem Achten nicht mal ebenbürtig. Im zweiten Spiel war ein 17–Punkte-Vorsprung zu wenig für den Sieg, im dritten Spiel reichte es nicht zu einem Abschied mit Anstand.

Kläglicher als Alba Berlin kann man nicht scheitern. Gerade deshalb bleibt keine Schadenfreude, sondern nur Mitleid – das schlimmste, was man ehrgeizigen Sportlern entgegenbringen kann. Intensive Analyse statt hektischem Handeln ist jetzt gefragt. Am Ende könnte durchaus die Weiterbeschäftigung von Trainer Henrik Rödl stehen, der letzten echten Identifikationsfigur von Alba Berlin. Er hat die Mannschaft als relativer Neuling 2006 zum Pokalsieger und Meisterschafts-Zweiten gemacht und 2007 zum Hauptrunden-Ersten. Nicht viel für einen Klub mit Albas Ansprüchen, aber zu viel, um nach einer einzigen Woche des Niedergangs alles in Frage zu stellen.

Zwei Jahre in Folge wurden große Teile des Kaders ausgewechselt, um mit Macht Meister zu werden. Doch der große Coup gelang nicht. Auch jetzt sind punktuelle Verstärkungen notwendig, ein Austausch zu vieler Leistungsträger hingegen wäre kontraproduktiv. Alba braucht Geduld – und eine Mannschaft, die Zeit hat zusammenzubleiben und zusammenzuwachsen.

Helen Ruwald

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