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Sport: Mit Glück durch das Chaos

Durch das Chaos bei den Großen standen beim Formel-1-Saisonauftakt in Melbourne auf einmal die Kleinen im Blickpunkt: Debütanten, die sich über ihre WM-Punkte mindestens so freuten wie Michael Schumacher über seinen Sieg. Mark Webber zum Beispiel, der Australier.

Durch das Chaos bei den Großen standen beim Formel-1-Saisonauftakt in Melbourne auf einmal die Kleinen im Blickpunkt: Debütanten, die sich über ihre WM-Punkte mindestens so freuten wie Michael Schumacher über seinen Sieg. Mark Webber zum Beispiel, der Australier. Bei der Zieldurchfahrt jubelte er, als hätte er soeben den WM-Titel gewonnen. Als die ersten Drei das Siegerpodest schon wieder verlassen hatten, stieg er allein noch einmal hinauf und verspritzte Champagner: Der australische Neuling feierte Platz fünf und zwei Punkte im Minardi ausgelassen - und der australische Teamchef Paul Stoddart feierte mit: "Ein unglaublich schöner und wichtiger Tag für uns", jubelten die beiden, als in der Box noch einmal die Sektkorken knallten. Die Party dort übertraf an Ausgelassenheit die Siegesfeier bei Ferrari um Längen, Webber konnte es immer noch kaum fassen: "Das tollste waren die letzten Runden, immer, wenn ich die Start-Ziel-Gerade entlang kam, konnte ich sehen, wie alle Leute auf der Tribüne aufsprangen. Es ist fantastisch, dass ich bei meinem Heim-Grand-Prix ins Ziel gekommen bin und noch Punkte geholt habe."

In der Box nebenan - bei Toyota - war die Stimmung ähnlich gut. "Wenn wir durchfahren, sind wir schon zufrieden", hatte Toyota-Motorenentwickler Norbert Kreyer vor dem Start gesagt. Am Ende konnten die Debütanten aus Köln sogar einen Punkt für Mika Salos sechsten Platz feiern. Mit Herzklopfen allerdings, denn bei einer Attacke in der vorletzten Runde auf Mark Webber drehte sich der Finne, konnte aber weiterfahren: "Zum Glück, denn das wäre schon mehr als ärgerlich gewesen. Er sollte zwar angreifen, aber wir dachten, er wartet bis auf der Geraden, dort hätte er locker vorbeifahren können", sagte Kreyer.

Der Start ist geschafft, Jetzt lässt der Druck beim ambitionierten japanischen Team etwas nach. Toyota gilt als das Team mit dem höchsten Budget 2002 - man spricht von gut 300 Millionen Euro. "Wir haben alle Möglichkeiten, jetzt liegt es an uns, was wir daraus machen", sagt Kreyer. Gerade in diesen Tagen beginnt in Köln auch die Arbeit im eigenen Windkanal, der gerade fertig geworden ist. "Das sollte uns noch einmal ein Stück weiter bringen, denn der Windkanal des Lola-Teams, den wir bis jetzt benutzt haben, hat halt doch nicht so optimale Ergebnisse geliefert. Jetzt muss halt der Gustav noch ein bisschen Abtrieb finden." Also die so wichtige Bodenhaftung.

Der Gustav - das ist der österreichische Konstrukteur Gustav Brunner, der angesichts der sensationellen Spitzengeschwindigkeiten der Toyota flachste: "Das liegt daran, dass wir zu blöd sind, einen ordentlichen Flügel zu bauen und damit genug Abtrieb zu erzielen." Brunner hat in mehr als 20 Jahren Formel 1 schon viele Teams gesehen, von ATS über Rial bis zu Ferrari. Er gab zu: "Wir haben auch uns selbst ein bisschen überrascht. Ich hatte vorher Bedenken, weil unserer Truppe Formel-1-Erfahrung fehlt und weil vorher beim Testen Fehler passiert sind. Aber hier waren alle voll konzentriert, haben einen tollen Job gemacht - und das hat sich ausgezahlt." Dass das jetzt nicht heißt, dass es so weiter gehen wird, ist klar: "Niemand darf erwarten, dass wir jetzt sofort regelmäßig in die Punkte fahren. Aber wir haben gezeigt, dass es uns gibt."

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