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Armillarsphäre sei Dank.

© dpa

Sport: Mit großem Stolz und seltsamer Komik

Portugal besiegt Dänemark am Ende glücklich 3:2, aber Ronaldo läuft seiner Form noch hinterher.

Cristiano Ronaldo sank zu Boden wie der größte Verlierer in der hell erleuchteten Arena von Lemberg. Dabei gehörte der personifizierte Chancentod zu den portugiesischen Gewinnern, die durch das letztlich glückliche 3:2 gegen Dänemark in der Verlosung um einen EM-Viertelfinalplatz bleiben. Dem etatmäßigen Superfußballer Ronaldo aber war kaum zum Feiern zumute – stattdessen erarbeitete er sich inzwischen einen Spitzenplatz im Feld der EM-Enttäuschungen. So tief von der flauschigen Wolke des Glücks, des Erfolgs und des Ruhms gefallen wie der Wahl-Madrilene ist in diesen Tagen noch kein Star.

Nach der Auftaktniederlage gegen Deutschland hatten die Portugiesen zwar keine Spieler gewechselt, dafür aber die Trikots. Gegen Dänemark prangte auf den weißen Hemden ein Kreuz, das an die Armillarsphäre erinnern soll. Das astronomische Navigationsgerät, auch auf der Nationalfahne zu finden, steht für die stolzen Zeiten der Weltmacht zur See. Es half bedingt: 3:2 siegten die Männer um Ronaldo, wenn auch auf unruhigem Kurs. Nach einer 2:0-Führung hatten sie noch den Ausgleich kassiert, erst Silvestre Varelas traf Minuten vor Schluss zum Sieg.

Wenig mächtig wirkte es, was die Elf von Trainer Paulo Bento zu Beginn bot. Gegen die eng beieinanderstehende Dänen-Defensive fanden sie wenig Durchkommen. Immer wieder ruderte Verteidiger Pepe wütend mit den Armen, weil er keinen anspielbereiten Mitspieler fand. Dann segelte der Ball meist ziellos in die dänische Hemisphäre.

Nach seinem eindruckslosen Auftritt gegen Deutschland vergab Ronaldo gegen die Dänen in kläglichster Art und Weise zwei Großchancen – und das im vorentscheidenden Gruppenspiel ums Weiterkommen. Nur dank Nobody Varela blieb ihm eine bisher wohl noch nie dagewesene Schelte erspart. Aber auch so fiel das Urteil der heimischen Beobachter hart aus. „Ronaldo braucht einen Psychologen“, titelte Kolumnist Bruno Prata, einer der angesehensten Sportjournalisten Portugals, in der seriösen Zeitung „Público“: „Man kann sich nicht erklären, warum sein Talent plötzlich wie verrostet ist.“ Der 27-Jährige habe das „Überleben des Teams“ gefährdet, meckerte das Sportblatt „Record“. Selbst so mancher Politiker teilte aus. Der sozialistische Fraktionsführer im Parlament, Carlos Zorrinho, urteilte knallhart: „Wenn Ronaldo der wichtigste Mann auf dem Platz sein will, wird er scheitern.“ Am Ende wurde dann doch noch alles gut für die Portugiesen, auch ohne ein Tor Ronaldos. Auf den Ausgleich der Dänen reagierten die Portugiesen mit einer Art Situationskomik, an der Ronaldo sich lieber nicht beteiligte. Der eingewechselte Varela wollte eine Flanke mit links volley vollstrecken. Der Ball rutsche dem Stürmer des FC Porto peinlicherweise durch die Beine. Aber Varela reagierte, drehte sich und hämmerte ihn im Nachschuss in Netz, 3:2. So war es nicht mächtig, was die Portugiesen zeigten, aber siegreich. Tsp

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