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Sport: „Mit Michael war ich nicht einverstanden“

McLaren-Chef Dennis über sein Formel-1-Team und das Verhalten von Konkurrent Schumacher

Herr Dennis, unabhängig vom Ausgang der Weltmeisterschaft – wie sieht Ihre Saisonbilanz für McLarenMercedes aus?

Ich glaube, wir haben keinen schlechten Job gemacht. Die Strategie, die Saison mit dem alten Auto, dem 17D, zu Ende zu fahren, hat sich als richtig erwiesen. Schließlich war es auch am Ende noch siegfähig.

Hätten Sie dem Auto von Anfang an eine neue Nummer geben sollen? Dann hätten Sie sich viele Diskussionen erspart.

Schauen Sie, es ist nun mal unsere Politik, nur dann eine neue Nummer zu vergeben, wenn ein Auto auch ein neues Monocoque hat, selbst wenn sonst sehr viel neu ist. Und das halte ich auch für richtig. Wenn die Leute sagen, dass wir noch mit dem alten Auto fahren – dann sollen sie das doch tun. Was ist falsch daran, wenn es noch Rennen gewinnen kann?

Das ist ja nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass es schwer zu vermitteln ist, dass ein Team wie McLaren-Mercedes es nicht schafft, das lange angekündigte neue Auto bei Rennen auf die Piste zu bringen.

Ich kann immer nur sagen: Am Ende sprechen die Ergebnisse für sich. Wir hatten ein gutes Jahr, deshalb wäre es auf jeden Fall eine Enttäuschung, wenn wir den Fahrertitel nicht gewinnen würden.

Dabei war 2003 für McLaren-Mercedes eher als Übergangsjahr gedacht.

Stimmt schon. Aber jetzt sind wir hier, um zu gewinnen. Wenn das nicht gelingt, machen wir unseren Job nicht optimal, und ich bin enttäuscht. Sicher hatten die meisten Beobachter wieder damit gerechnet, dass Ferrari deutlich überlegen sein würde. Aber es ist uns gelungen, die Lücke zu schließen. Wir müssen jetzt mal abwarten, was 2004 passiert, aber das 19er-Auto wird noch vor Jahresende fertig werden. Von ihm erwarten wir einiges.

Wie erklären Sie sich eigentlich die Fortschritte, die McLaren-Mercedes in diesem Jahr trotz der Pannen gemacht hat?

Wir waren schon immer ein sehr gutes Grand-Prix-Team, auch wenn wir nicht immer das beste Auto hatten. 2002 war wahrscheinlich unser schlechtestes Jahr, da gab es ja wirklich quasi zwei Weltmeisterschaften, eine für Ferrari, eine für die anderen. Da hatte keiner eine Chance gegen Ferrari. Aber wir haben immer sehr entschlossen gearbeitet, und das beginnt sich jetzt auszuzahlen.

Wir sind hier in Suzuka. Vor drei Jahren haben Sie genau an diesem Ort gesagt: Ich kämpfe für eine faire Weltmeisterschaft und dafür, dass alle unter gleichen Bedingungen antreten. Angesichts einiger Vorfälle der vergangenen Monate, Stichworte: Reifenkrieg, umstrittene und nicht ausgesprochene Strafen – was haben Sie erreicht?

Es ist einiges besser geworden verglichen mit der Situation im Jahr 2000, aber wir sind noch nicht am Ziel.

Aha. Was ist denn besser geworden?

Den Teams ist viel stärker bewusst, was in der Vergangenheit passiert ist und worauf sie achten müssen. Einige Regeln wurden modifiziert, Die Traktionskontrolle ist zum Beispiel freigegeben. Auch die Kühlung des Benzins ist ab 2004 endgültig verboten. Die Kühlung war schon 2003 sehr umstritten.

Es bleiben genügend Baustellen. Zum Beispiel der Reifenkrieg, der von Ferrari angezettelt wurde.

Verschiedene Teams haben eben verschiedenen Vorgehensweisen. Eines der Ziele, das wir mit der Formel 1 verfolgen, ist der Imagegewinn der Marke McLaren. Es ist immer eine Frage, wofür man mit seiner Marke stehen will. Ich bin immer wieder überrascht, wie andere Dinge tun, die für jeden intelligenten Menschen eindeutig Sportlichkeit und Fairness vermissen lassen. Am Ende schadet man damit doch nur dem eigenen Image. Genau diesen Preis wollen wir nicht bezahlen.

Und Sie ziehen Ihre Linie konsequent durch?

Wir passen uns nicht an. das können und wollen wir uns nicht erlauben. Man kann nicht seine eigenen Werte verraten.

Ein Wort zu den beiden WM-Rivalen - Kimi Räikkönen und Michael Schumacher.

Kimi hat in diesem Jahr eine sehr gute Leistung geboten und nur wenige Fehler gemacht. Andererseits: Das waren zwei Fehler in Qualifyings, die sicher nicht geholfen haben. Aber er wird immer stärker, und ich glaube, das wird sich fortsetzen. Und was Michael angeht, da ist ja bekannt, wie stark er ist. Die WM-Titel sprechen für sich. Ich war aber auch nicht immer einverstanden mit einigen seiner Aktionen.

Welche Aktionen meinen Sie denn? Etwa seinen Rammstoss gegen seinen früheren WM-Konkurrenten Jacques Villeneuve, mit dem Schumacher den WM-Sieg des Kanadiers verhindern wollte?

Zu den Aktionen möchte ich lieber konkret nichts sagen. Aber betonen möchte ich auch: Ich war ebenso nicht damit einverstanden, wie auf diese Aktionen reagiert wurde.

Das Gespräch führte Karin Sturm.

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