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Sport: Mit Sonderflug zur Blamage

Der extra vorzeitig aus London eingetroffene Favorit Cutlass Bay enttäuscht in Hoppegarten beim „Preis der Deutschen Einheit“ – Russian Tango gewinnt

Immer wieder schauten Betreuer und Jockey auf die linke Hinterhand von Cutlass Bay, zuckten ratlos mit den Schultern und verschwanden schließlich mit dem frisch abgeduschten vierjährigen braunen Hengst. Als großer Favorit beim „Preis der Deutschen Einheit“ in Hoppegarten extra am Tag zuvor mit einer Sondermaschine von London eingeflogen, hatte Cutlass Bay auch laut seinem Reiter Ted Durcan „eine ausgezeichnete Form“ – und musste schließlich als enttäuschender Letzter eine nicht für möglich gehaltene Blamage hinnehmen.

Bis zum Dahlwitzer Bogen, dem sich auf der Galopprennbahn die Gerade mit einer leichten Steigung anschließt, war das Pferd aus dem berühmten Godolphin-Stall noch chancenreich, doch dann ging nichts mehr. Russian Tango unter dem dreimaligen deutschen Champion-Jockey Eduardo Pedroza übernahm die Führung, die er bis zur Ziellinie nach 2000 Metern gegen Illo (Adrie de Vries) und Falun (Eugen Frank) verteidigte.

Erst 44 Längen hinter dem von Andreas Wöhler trainierten Sieger kam schließlich Cutlass Bay an. Die 10 200 Zuschauer hatten den Rennverlauf lange mit Staunen verfolgt, aber als es schließlich zum Finish zwischen dem dreijährigen Hengst Russian Tango und dem ein Jahr älteren Illo kam, war ihre Begeisterung riesengroß.

Am wenigsten überrascht von diesem Ausgang war noch Siegjockey Pedroza. „Cutlass Bay hat zwar in dieser Saison Großes in Gruppe-I-Rennen geleistet, aber zuletzt war dessen Form schon nicht mehr so stark“, sagte er.

Leichter wurde ihm der Erfolg in dem Gruppe-III-Rennen mit dem Hengst aus dem Rennstall Darboven sicher auch deshalb gemacht, weil noch am Sonntag die hinter dem englischen Gast mitfavorisierte Miss Europa aus dem noch sieben Starter umfassenden Feld gestrichen werden musste. „Sie hatte Fieber bekommen“, sagte ein enttäuschter Filip Minarik, der die Diana-Trial-Gewinnerin des Vorjahres reiten sollte. So waren nur noch sechs Pferde für die mit 55 000 Euro (32 000 Euro für den Sieger) dotierte Prüfung übrig geblieben.

Dieses kleine Feld tat jedoch der guten Stimmung beim Finale und Höhepunkt der Saison keinen Abbruch. Ted Durcan war begeistert: „Ich bin erstmals hier, aber es gefällt mir ausgezeichnet. Die Leute sind sehr emotional und die Bahn ist in einem Top-Zustand“, sagte der Ire. Er war als 75-maliger Sieger angereist.

Dass kein weiterer Erfolg hinzugekommen war, beschäftigte ihn schon bald nicht mehr. Vor dem sechsten Rennen, das vor dem „Preis der Deutschen Einheit“ stattfand, hatte er in der Jockeystube noch den Prix de l'Arc de Triomphe in Paris-Longchamp verfolgt. Auch dieses bedeutendste Galopprennen in Europa wurde nicht von einem Godolphin-Pferd dominiert. Stattdessen setzte sich der englische Derbysieger Workforce klar in dem Vier-Millionen-Rennen durch. Neben der Bedeutung, Dotierung und Anzahl der Pferde, bestand der Unterschied zu Hoppegarten aber auch darin, dass das Pferd von vornherein zu den Außenseitern gezählt hatte.

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