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Sport: Mit zehn Mann ins Paradies

Von Stefan Hermanns Shizuoka. Ein treffliches Hotel hat sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) für die Weiterreise nach Südkorea ausgesucht.

Von Stefan Hermanns

Shizuoka. Ein treffliches Hotel hat sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) für die Weiterreise nach Südkorea ausgesucht. Deutschlands beste Fußballspieler siedeln für das Achtelfinale bei der Fußball-WM in eine Lokalität über, die den schönen n „Paradies“ trägt. Wer wollte nicht dort hin? Ehe es so weit war, musste die Mannschaft von Teamchef Rudi Völler im entscheidenden Gruppenspiel eine Halbzeit lang bangen, ehe der 2:0 (0:0)-Sieg über Kamerun feststand. Marco Bode und Miroslav Klose hatten in der zweiten Halbzeit die Tore geschossen. Und das, obwohl die Deutschen ab der 40. Minute wegen einer Gelb-Roten Karte gegen Carsten Ramelow in Unterzahl spielen mussten – Kamerun glich in der 77. Minute mit Gelb-Rot für Patrick Suffo wenigstens numerisch aus. Als Gruppenerster trifft Deutschland nun am kommenden Samstag um 8.30 Uhr MESZ in Seogwipo auf den Zweiten der Gruppe B. Südafrika, Spanien oder Paraguay kommen als Gegner in Frage.

Ausgerechnet gegen Kameruns deutschen Trainer entschied sich das weitere Schicksal der Deutschen bei der WM. „Es ist das Spiel der Spiele“, hatte Winfried Schäfer vor der Partie gesagt. Entsprechend emotional ging es auch zu. Acht Gelbe Karten in der ersten Halbzeit, darunter fünf für die deutsche Mannschaft, sprechen für die Dramatik der Partie. Allerdings war der spanische Schiedsrichter Antonio Lopez Nieto mit seinen Strafen gelegentlich allzu schnell zur Hand. Doch die deutsche Mannschaft hatte sich nach einer halben Stunde vollkommen verunsichern lassen. Gegen die schnellen Kameruner wussten sich die deutschen Abwehrspieler oft nur durch Fouls zu helfen. Der negativen Höhepunkt der ersten Halbzeit war die Gelb-Rote Karte gegen Carsten Ramelow in der 40. Minute.

Es war ein Platzverweis, der Böses ahnen ließ. Bei der WM 1998 in Frankreich bildete eine Rote Karte in eben dieser 40. Minute gegen Christian Wörns den Anfang vom Ende. Deutschland schied gegen Kroatien im Viertelfinale mit 0:3 aus. Das wusste auch Torhüter Oliver Kahn, der nach dem Platzverweis Schlimmeres verhindern wollte. Er rannte zu Rudi Völler und forderte ihn auf, etwas zu unternehmen. Der Teamchef aber bedeutete seinem besorgten Torhüter, dass er das 0:0 in die Halbzeitpause retten wolle.

Völlers Team hatte sich die Dramatik des letzten Spieltags selber eingebrockt. Irlands Ausgleichstreffer zum 1:1 in der Nachspielzeit des zweiten Gruppenspiel hatte die deutsche Mannschaft in diese schwierige Situation gebracht. Schon vor dem Anpfiff gegen Kamerun war klar, dass sich die Deutschen keine Niederlage leisten dürfen.

Um das zu verhindern, hatte Rudi Völler seine Mannschaft unverändert gelassen. Also mit Christian Ziege, der zuletzt in der Kritik stand, und mit der Dreierkette in der Abwehr, Carsten Ramelow, Christoph Metzelder und Thomas Linke. Letzterer fiel in der zwölften Minute unangenehm auf, als er erst einen Fehlpass produzierte und dann das Abseits aufhob. Salomon Olembe lief alleine auf Oliver Kahn zu. Der Torhüter musste seine ganze Erfahrung aufbieten, um einen Rückstand zu verhindern. Bei 93 Prozent Luftfeuchtigkeit hatte die deutsche Mannschaft in der ersten Halbzeit überhaupt nicht ins Spiel gefunden. Einzig ein Schuss von Michael Ballack und ein Freistoß von Christian Ziege dürfen als Tormöglichkeit bezeichnet werden.

Es musste etwas passieren, und Rudi Völler tat etwas. Er ließ den indisponierten Angreifer Carsten Jancker in der Kabine und brachte Marco Bode. Ist es das Glück oder Geschick oder Können des Teamchefs, wenn eben dieser eingewechselte Bode nur fünf Minuten später überraschend das 1:0 für Deutschland schießt? Auf jeden Fall war es das Können des Miroslav Klose, das dieses Tor ermöglichte. Mit einem Traumpass hatte er Bode den Ball in den Lauf gespielt. Alleinstehend musste der Bremer Angreifer den Ball nur noch an Kameruns Torhüter Alioum Boukar vorbei ins Tor schicken. Und plötzlich bekam die deutsche Mannschaft das Spiel trotz der Unterzahl in den Griff. Nur einmal musste Rudi Völler noch zittern, als Kameruns Lauren den Ball an den Pfosten köpfte.

Dann entschied sich das Spiel endgültig. In der 77. Minute verabschiedete sich Kameruns Patrick Suffo ebenfalls mit Gelb-Rot. Zwei Minuten später schoss Klose das deutsche Team ins Achtelfinale. Ballack hatte geflankt, Klose ins Tor geköpft. Mit seinem fünften Treffer eroberte sich der neue Liebling der Deutschen die Führung in der Torschützenliste zurück. Nur eines trübt die Freude noch ein wenig: Ramelow, Ziege und Dietmar Hamann sind fürs Achtelfinale gesperrt.

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