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Sport: Mobil gegen Gewalt

Hooligan-Fahnder bereiten sich auf die WM vor

Berlin - Die zwei Delegierten aus Italien werden sich morgen viele Fragen gefallen lassen müssen. In Düsseldorf findet eine europäische Sicherheitskonferenz zur Fußball-WM 2006 statt, zu der das Landeskriminalamt (LKA) von Nordrhein-Westfalen geladen hat. Warum es vor dem Stadion in Mailand keine Taschenkontrollen gegeben hat, werden die versammelten Hooligan-Fahnder analysieren. Und sie werden versuchen, aus diesem und anderen Pannen zu lernen – für die WM 2006 in Deutschland.

Die WM-Planungen der Sicherheitsbehörden gehen lange vor dem ersten Spiel am 9. Juni 2006 ins Detail. Nach den Krawallen beim Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft in Slowenien vor drei Wochen gilt die Tagung in Düsseldorf als wichtig. Aus 35 Ländern reisen 70 Polizeiexperten an, um den WM-Einsatz konkret zu planen. „Wir werden in Neuss die WM-Zentrale für Delegationen aus dem Ausland einrichten“, sagt LKA-Sprecher Wolfgang Beus. Insgesamt 200 Hooligan-Kenner, darunter etwa 35 englische Polizisten, werden bei der WM in Neuss arbeiten, 50 werden aus Deutschland zusammengezogen.

Dass der Standort der szenekundigen Polizisten nicht in Berlin liegt und damit fernab vom „Nationalen Sicherheits- und Kommunikationszentrum“ beim Bundesinnenministerium, hat einfache Gründe. In Düsseldorf befindet sich die Zentrale Informationsstelle für Sporteinsätze (ZIS), wo rund 7100 deutsche Fans registriert sind, die bisher bei Fußballspielen als gewalttätig aufgefallen sind. Zwar soll die Zentrale bei der WM 24 Stunden am Tag erreichbar sein, die Einheiten mit ausländischen Experten jedoch werden im Bundesgebiet immer in die Stadt reisen, in der die Mannschaft ihres Landes spielt. Nach Informationen aus hohen Sicherheitskreisen werden sie von den Deutschen mit Mobiltelefonen ausgerüstet, nicht aber mit Schusswaffen. Vier Mann bilden ein Team, einer davon muss aber ein deutscher Polizist sein, weil ausländische Kollegen keine Hoheitsgewalt haben und niemanden festnehmen dürfen. Und weil sich die fremden Beamten nicht so gut auskennen, sitzen deutsche Polizisten am Steuer der Dienstwagen. So haben es die Polizeiexperten auch bei der Europameisterschaft 2004 gehandhabt, als 20 deutsche Beamte zur Unterstützung nach Portugal gereist sind.

Weitere Sicherheitstreffen sind im Mai und Juni geplant, denn der Konföderationen-Pokal im Sommer „ist auch für die Polizei die WM-Generalprobe“, sagt Nordrhein-Westfalens Innenminister Fritz Behrens. „Dort testen wir erstmals Einsatzpläne im Echtbetrieb.“ Zur WM werde die Polizei mit so genannten Videobeweissicherungsfahrzeugen ausgestattet. „Dieser Sicherheitsaspekt ist uns eine Million Euro wert“, sagt Behrens.

An offizielle WM-Karten, die ab Freitag verlost werden, sollen registrierte Hooligans nicht gelangen. Ihre Daten sind bei der ZIS gespeichert. Die will nun auch an die Daten der ausländischen Hooligans gelangen. „Wir haben den Deutschen Fußball-Bund gebeten, die ausländischen Stadionverbote für die WM-Stadien zu übernehmen.“ In der EU gebe es derzeit 7000 Stadionverbote, „bis zur WM rechne ich mit 10 000 Verboten“, sagt Behrens. Sicherheit garantiert dies nicht. Denn viele osteuropäische Staaten haben keine szenekundigen Polizisten.

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