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Sport: Motivation auf Pfälzisch

Jäggi will die Gehälter kürzen, und schon siegt Kaiserslautern

Kaiserslautern. Böse Menschen haben es immer schon gewusst: Profifußballern geht es nur ums Geld. Seit Samstag haben sie eine neue Argumentationshilfe: den 1. FC Kaiserslautern. Der Vorstandsvorsitzende René Jäggi hatte in der vergangenen Woche verkündet, er wolle die Gehälter der Spieler um die Hälfte kürzen, wenn die Mannschaft nicht die nächsten beiden Spiele gewinne. Und prompt siegte der bisherige Tabellenletzte. Durch Tore von Lokvenc und Lincoln setzte sich der FCK mit 2:0 gegen Wolfsburg durch und schaffte den zweiten Saisonsieg.

„Wir sind nicht tot“, hauchte Erik Gerets, der belgische Trainer des 1. FC Kaiserslautern, nachdem sein Team auf Platz 17 der Tabelle vorgerückt war und jetzt nur noch sechs Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz hat. Zum Pfälzer Glück hat sich die Knieverletzung von Nationalstürmer Miroslav Klose als nicht so schlimm herausgestellt, wie zunächst befürchtet. Der Angreifer hat sich nur eine Prellung zugezogen – keinen Kreuzbandriss. Möglicherweise kann er schon am Mittwoch im DFB-Pokal gegen Freiburg wieder spielen.

Im Stadion tobte am Samstag der Anhang, als sei eine wundersame Wiederauferstehung eines längst Verblichenen zu bestaunen. Liegt es wirklich nur daran, dass Jäggi sich Mitte der vorigen Woche in die Kabine stellte und verkündete, er werde 50 Prozent der Gehälter einbehalten, wenn die Mannschaft nicht die nächsten beiden Heimspiele gewinnt? Das erste ist geschafft, das zweite ist die Pokalpartie gegen Freiburg. „Wir haben das Geld auf einem Konto für die Spieler deponiert“, sagte Jäggi.

Wolfsburgs Manager Peter Pander war begeistert von der Aktion: „Das ist gut, das machen wir auch. Es scheint zu funktionieren.“ Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß hingegen nannte die pfälzische Motivationsmethode unseriös: „Verträge muss man so abschließen, dass man sie auch einhalten kann.“ Das letzte Wort ist ohnehin noch nicht gesprochen. Einige FCK-Spieler saßen bereits beim Rechtsanwalt, um zu prüfen, ob Jäggi überhaupt darf, was er tat. Auf der anderen Seite vertritt Christoph Schickhardt den FCK. „Es geht nicht um eine rechtliche Auseinandersetzung mit den Spielern“, sagte der Sportrechtler. Es sei mehr eine Aktion, die die Spieler aufrütteln solle. Für hundert Prozent Gehalt müssten die Spieler auch hundert Prozent Leistung bringen.

Jäggi aber hat sein Ziel vorerst erreicht. Dazu passt die Vermutung, der Vereinschef habe die Sache selbst ausgeplaudert, um öffentlich Druck zu erzeugen. Auch er weiß, dass der Spieler, der gegen die Gehaltskürzung vor Gericht zöge, von den erbosten Anhängern geteert und gefedert aus der Stadt getragen werden würde.

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