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Sport: "Musketiere" vereinen Eisbären und Capitals

Der erste Klub für Fans beider Berliner Eishockeyvereine wirbt für ein friedliches Miteinander VON FRIEDHARD TEUFFEL Berlin.Wenn die Eisbären gegen die Capitals spielen, ist Polizei überflüssig.

Der erste Klub für Fans beider Berliner Eishockeyvereine wirbt für ein friedliches Miteinander VON FRIEDHARD TEUFFEL

Berlin.Wenn die Eisbären gegen die Capitals spielen, ist Polizei überflüssig.Wenn der Ost-Klub den West-Verein im Halbfinale um die Deutsche Eishockey-Meisterschaft bezwungen hat, feuern die Fans der Berliner Verlierer die Berliner Sieger im Finale an.Das sind die Visionen von Martin Zemke, Eishockeyfan, in erster Linie der Capitals, aber auch der Eisbären.Im Kleinen will er dafür arbeiten: Einen Fanklub hat er ins Leben gerufen, den ersten für Capitals und Eisbären.Vor der Geburt fand bereits die Taufe statt.Als Name hat eine literarische Figur hergehalten: "Berliner Musketiere Alle für Einen - Einer für Alle". Gründe für sein Projekt gab es in letzter Zeit genug."Es kann so nicht weiter gehen", hat sich Zemke vor allem nach dem 10:2 der Capitals gegen den Klub aus Hohenschönhausen gedacht.Als er und andere im eigenen Stadion vor aufgebrachten Eisbärenfans flüchten mußten.Den Glauben, daß es auch anders laufen kann, besitzt er.Sonst hätte er sich nicht auf sein Vorhaben eingelassen."Die echten Eisbären sind ein tolles Publikum.Meistens sind es nur drei oder vier, die den Block anstecken." In der Winterpause der Fußball-Regionalliga, wenn der FC Union im Stadion an der Wuhlheide keine Gäste empfängt, wechseln einige Hooligans gerne die Sportart.Von ihnen will Zemke seinen Fanklub nicht unterwandern lassen."Der Mitgliedsbeitrag beträgt deshalb 20 Mark pro Monat.Wer allerdings schon in einem Fanklub ist, zahlt nur eine Aufnahmegebühr von zehn Mark." Anderen Fanklubs will Zemke ohnehin keine Konkurrenz machen.Zumal die Berliner Musketiere einen anderen Zweck verfolgen: "Die finanzielle Unterstützung des Berliner Eishockeynachwuchses sowie die gemeinsame Unterstützung der EHC Eisbären und der Berlin Capitals im Hinblick auf gemeinsame Spielbesuche und das Werben für ein gewaltfreies Miteinander." So soll der komplette Ertrag des Fanklubs der Nachwuchsarbeit der beiden Eishockey-Vereine zugute kommen - zu gleichen Teilen. Martin Zemke befürchtet nur, daß seine gute Absicht falsch ausgelegt wird."Hoffentlich sagt niemand, da ist so ein superschlauer Wessi, der hat eine Idee und am Ende bleibt alles beim alten." Oliver Stiller, Vorsitzender des Eisbären-Fanklubs Arktis, teilt diese Sorge nicht."Wenn der persönliche Kontakt stimmt, werde ich die Sache unterstützen.Kommunizieren, über die Zukunft sprechen, nicht über die Vergangenheit", hält er für die beste Methode, um den Graben zwischen dem Ost- und dem Westverein zuzuschütten.Über Zuspruch kann sich Zemke bislang nicht beklagen.30 Anmeldungen liegen ihm vor, obwohl sich die Musketiere offiziell noch gar nicht konstituiert haben.Täglich kommen neue hinzu. Eine Bewährungsprobe wird der 9.Februar mit dem Benefizspiel zwischen dem Team Berlin und einer Auswahl der DEL.Auf Polizei im Stadion wird dann verzichtet, aber erstmals nicht auf Bier.Der morgigen Neuauflage Capitals - Eisbären sieht Zemke gelassen entgegen."Es wird eines der friedlichsten Lokalderbys", ist er sich sicher."Jetzt müßte auch der letzte verstanden haben, daß es um Eishockey geht." Sollte er Unrecht behalten, werden die Berliner Musketiere noch mehr Mühe haben, die Capitals zu beruhigen und den Eisbären zu zähmen.

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