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Festgestochert. Der 1. FC Union (Szene mit Michael Parensen, rechts) hat nur noch einen Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz.

© dpa

Nach dem 1:1 gegen Bielefeld: 1. FC Union: Nervenschwach im Abstiegskampf

Die Mannschaft des 1. FC Union ist für den Aufstieg zusammengestellt worden - umso schwerer tut sie sich mit der neuen Lage im Abstiegskampf.

Widerwillig sah Sascha Lewandowski auf das Blatt Papier vor ihm. Nur ein kurzer, flüchtiger Blick, ehe sich seine Augen wieder dem Gesprächspartner zuwandten. Nein, er schaue nicht so sehr auf die Tabelle, sagte der Trainer des 1. FC Union. Lewandowski hätte auch sagen können, er schaue nicht so gern drauf. Es macht aus Berliner Sicht zurzeit keinen Spaß, sich mit dem Klassement der Zweiten Liga auseinanderzusetzen. Union hat als 13. nur noch einen Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz.

Durch ein 1:1 gegen Aufsteiger Arminia Bielefeld verpassten es die Berliner, sich etwas Abstand zu den Abstiegsplätzen zu verschaffen. Weil sie Symptome einer Mannschaft zeigten, die nicht dafür zusammengestellt ist, ums sportliche Überleben in einer Liga zu kämpfen, die der Verein eigentlich nach oben Richtung Bundesliga und nicht nach unten in die Dritte Liga verlassen wollte. Das Selbstverständnis einer individuell gut aufgestellten Mannschaft fehlt, die vielen Spiele ohne Sieg haben am Selbstvertrauen genagt. Wieder genügte eine Aktion, um die bis dahin hochüberlegenen Berliner aus dem Konzept zu bringen. Ein unglückliches Eigentor von Michael Parensen, der den Ball ans Knie bekam, ließ Unions Konzentration in der Defensive schwinden. „Aus der kleinsten Chance machen die ein Tor“, sagte Christopher Trimmel. So geht das schon die ganze Saison und es stellt sich immer mehr die Frage, wie viel nun Pech und wie viel Unvermögen ist.

Bielefeld traf nervenstärker auf als die Berliner

Gewiss, Glück und Unglück liegen nah beieinander im Fußball. Wäre der Ball nicht drei Mal an Pfosten oder Latte und stattdessen ins Tor gesprungen, das Urteil über diese Berliner Mannschaft wäre zumindest für den Augenblick ein anderes. So aber bleibt der Eindruck, dass Bielefeld nervenstärker auftrat. Die Mannschaft reagierte auf die schwache erste Halbzeit, Trainer Norbert Meier stellte taktisch um, verengte das Zentrum und erschwerte Union die Angriffsbemühungen. Seine Spieler glaubten an die eigenen Stärken und kamen letztendlich zu einem nicht ganz unverdienten Punktgewinn.

Vom Aufstieg in die Bundesliga redet dieser Tage niemand mehr in Köpenick, viel zu präsent ist die Gefahr, tatsächlich in den Abstiegsstrudel zu geraten. Mit Blick auf die verbleibenden drei Spiele bis zur Winterpause sagt Trainer Lewandowski: „Wir sind in einer Situation, in der wir in jedem Spiel etwas holen müssen.“ Das wird schwer genug. Am kommenden Sonnabend geht es zum Tabellenführer SC Freiburg, danach zum Mitkonkurrenten Fortuna Düsseldorf, ehe kurz vor Weihnachten der überraschend starke SV Sandhausen in die Alte Försterei kommt.

Trainer Lewandowski griff nach dem Spiel zu ungewöhnlichen Maßnahmen

Weil die Saison nicht nur am Selbstvertrauen, sondern auch an den Kräften gezehrt hat, bat Lewandowski seine Spieler gleich nach dem Spiel zum Auslaufen. Viele Zuschauer plauderten noch an den Bierständen rund ums Stadion, als Unions Spieler schon wieder den Trainingsplatz betraten. Sonntag und Montag war dafür frei. „Wir müssen schauen, dass wir alle Körner für die restlichen Spiele zusammen behalten. Längere Erholungsphasen sind daher wichtig“, erklärte Lewandowski seine ungewöhnliche Maßnahme. Nach Freiburg wird die Mannschaft vermutlich auch schon früher aufbrechen. Wann genau, stand noch nicht fest. „Ich glaube, dass Freiburg für uns zum Vorteil wird, weil niemand mit uns rechnet. Wer uns abschreibt, macht einen großen Fehler“, sagte Kapitän Benjamin Kessel.

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