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Sport: Nach dem "Good Job" in der Universal Hall hoffen die Berliner, in Barcelona nicht ausgepfiffen zu werden

Nach dem Spiel kam ein älterer russischer Herr zu Svetislav Pesic und sah ihn augenzwinkernd an. "Good job", sagte er schlicht, drückte dem Trainer der Basketballer von Alba Berlin die Hand und verließ dann die Universal Hall von Moskau.

Nach dem Spiel kam ein älterer russischer Herr zu Svetislav Pesic und sah ihn augenzwinkernd an. "Good job", sagte er schlicht, drückte dem Trainer der Basketballer von Alba Berlin die Hand und verließ dann die Universal Hall von Moskau. Der kleine Herr war Alexander Gomelski, der Präsident von ZSKA Moskau und ehemalige sowjetische Nationaltrainer. Pesic freute sich über die Anerkennung des Experten, der offenbar gesehen hatte, wie gut die Berliner Mannschaft bei ihrem 76:71-Europaligasieg über ZSKA Moskau auf den Gegner eingestellt war. "Die russischen Spieler", erklärte Pesic später das Geheimnis des Erfolgs, "sind hervorragend ausgebildet. Sie können mit dem Ball fast alles, wenn sie Zeit haben. Gegen uns hatten sie nicht viel Zeit", sagte er zufrieden.

"Defense gewinnt Spiele", lautet die Basketball-Philosophie von Svetislav Pesic. Sie fand in Moskau Bestätigung. Albas Verteidigung lieferte an diesem Abend ein Meisterstück ab. Der ballführende Spieler wurde aggressiv gestört, egal, ob er passen, zum Korb ziehen oder werfen wollte. Das behagt gerade den Russen gar nicht. Auch die freien Spieler wurden eng bewacht. Und unter dem Berliner Korb war es richtig eng: Nur 19 von 49 Würfen der Moskauer aus der Nahdistanz trafen ins Ziel. Allein die vielen nach Fehlwürfen von ZSKA zurückeroberten Bälle waren ein kleiner Makel. Deshalb kamen die Gastgeber viel öfter zum Schuss als ihre Gäste (73:52 Würfe).

Doch die hohe Intensität der Berliner Verteidigung zeigte Wirkung. Die gehetzten Moskauer Spieler trafen nicht, nicht einmal von der Freiwurflinie. Zu ihrem gefürchteten schnellen Angriffsspiel kamen sie nicht, weil bei Alba Berlin das Umschalten von Angriff auf Abwehr exzellent klappte.

Gelingen kann das Konzept natürlich nur, wenn auch der Angriff mitspielt. Er tat es, was in besonderem Maße an der Vorstellung von Vladimir Bogojevic lag. Kein Fehlwurf bei acht Versuchen, in 33 Minuten Spielzeit nur zwei Ballverluste - Pesic sprach vom "besten Saisonspiel" des 23-jährigen Spielmachers, der wie die ein Jahr älteren Patrick Femerling und Ademola Okulaja im Verlauf der Saison eine sehr positive Entwicklung genommen hat. Andere, wie Geert Hammink oder Wendell Alexis, schöpften ihr Potenzial in Moskau längst nicht aus. Der neue Amerikaner Terry Dehere ist körperlich in keiner guten Verfassung, hat aber in der ersten Hälfte dem Deutschen Meister mit seinen zehn Punkten sehr geholfen. Und seine Pässe sind gut, zu gut für manche seiner Mitspieler, die von so viel Klasse noch immer selbst überrascht werden.

Bleibt nach dem tollen Spiel Albas in Moskau eine Frage, die sich wahrscheinlich vor allem diejenigen stellen, die eine Woche zuvor das klägliche und mit Pfiffen verabschiedete 66:76 gegen Benetton Treviso in der Berliner Max-Schmeling-Halle verfolgten: Wie sind diese Schwankungen zu erklären?

"Ich kann nicht sagen, was letzte Woche los war", antwortete Bogojevic. Man könnte auch sagen: in den letzten Wochen. Nur zur Erinnerung die vergangenen vier Europaligaspiele von Alba: 70:89 in Kaunas (erster Heimsieg Kaunas), 72:70 in Athen (ohne entlassenen Spielmacher King - erste Heimniederlage Panathinaikos), 66:76 gegen Treviso (das im Spiel zuvor daheim 61:81 gegen ZSKA verloren hatte) und nun 76:71 in Moskau (erste Heimniederlage ZSKA). Irgendeine Logik scheint da nicht erkennbar zu sein.

Lernt man also etwas daraus? "Die Frage ist, ob wir immer so gut spielen können", sagte Pesic einschränkend, "aber wir haben heute noch besser gespielt als in Athen. Wir sind eine Mannschaft, die laufen muss, um ihren Rhythmus zu finden. Wenn wir nicht laufen, läuft gar nichts." Laufen, aggressiv verteidigen, Rebounds holen, das sind Dinge des Willens und der Konzentration.

Mithin Voraussetzungen, die man von einem Profi erwarten darf. "Ich kann nur sagen, dass wir nächste Woche versuchen wollen, unsere Fans gegen Barcelona zu versöhnen für die schlechte Leistung gegen Treviso", kündigt der Spielmacher Bogojevic an. Schön wärs. Man kann nicht jedes Spiel gewinnen. Aber wenn Alba zeigt, was Alba kann, wird auch bei einer möglichen Niederlage vermutlich niemand pfeifen.

Dietmar Wenck

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