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© dpa

Nach dem Saisonauftakt: Die Formel 1 - noch nicht in der Spur

Neue Regeln, ein spektakuläres Rennen, aber auch ein unglücklicher Saisonbeginn mit mehr Streit als sportlichem Wettkampf – der Auftakt der Formel 1 in Melbourne beantwortete zwar einige Fragen, ließ aber auch noch viele offen.

Die klarste Antwort lautet: Ja, Brawn GP ist tatsächlich das Maß aller Dinge. Schade nur, dass durch den umstrittenen Diffusor und den Weg, wie Brawn offensichtlich dazu kam, nämlich durch den Bruch einer internen Absprache zwischen den Teams, ein Schatten über dem Erfolg hängt. Ohne das Teilwäre das sehr gut konzipierte Auto sicher auch im Spitzenfeld, würde aber nicht mehr allen anderen mindestens eine halbe Sekunde pro Runde davonfahren können.

Zweitens: Hinter Brawn ist es eng wie selten zuvor. In Melbourne waren Red Bull und BMW „best of the rest“. Toyota ist auch dabei, genauso wie Ferrari, das diesmal allerdings die falsche Strategie gewählt hatte. Williams kann zumindest mit Nico Rosberg wieder mitmischen, und auch bei McLaren-Mercedes ist ein deutlicher Aufwärtstrend zu erkennen. Sicher hatte Lewis Hamilton bei seiner Fahrt vom 18. Startplatz auf Rang drei auch ein bisschen Glück durch Ausfälle und die zwei Safety-Car-Phasen, aber die Rundenzeiten des Weltmeisters zeigten: Zumindest über die Distanz sind die Silberpfeile in den letzten drei Wochen schon deutlich schneller geworden.

Drittens: Etwas hat das neue Aerodynamikreglement in Sachen Überholen anscheinend doch gebracht – immer wieder war zu sehen, dass die Autos jetzt doch wenigstens ein bisschen dichter hintereinander herfahren können, was mehr Gelegenheiten für Überholversuche schafft. Allerdings muss man noch ein bisschen abwarten, ob sich dieser Trend auch auf Strecken mit vielen schnellen Kurven fortsetzt.

Noch ungeklärt bleibt aber auch manches andere: die Frage zum Beispiel, was das neue, teuer entwickelte Energierückgewinnungssystem Kers wirklich bringt. Der Eindruck von Melbourne: im Qualifying, auf eine Runde, wo man sich eigentlich einen Zeitvorteil von zwei bis drei Zehnteln erhofft hatte, eher nichts. Im Rennen zeigte sich auch kein klares Bild, da die besten Kers-Autos zu viele andere Probleme hatten. Hamilton kam Kers sicher bei seiner Aufholjagd beim Überholen zugute, während Timo Glock die umgekehrte Erfahrung machen musste. „Ohne Kers kommst du an einem Kers-Auto nicht vorbei“, sagte er, nachdem er mit seinem Toyota lange Zeit hinter Fernando Alonso gefahren hatte.

Der zweite Punkt ist, wie die Diffusorfrage am 14. April bei der Berufungsverhandlung in Paris gelöst wird, ob am Ende sieben Teams aufrüsten oder drei abrüsten müssen. Dass die Ergebnisse der beiden ersten Rennen dort annulliert werden, ist nicht zu erwarten. Die Frage ist nur: Erklärt man den Diffusor auch weiterhin für legal, so dass alle nachziehen müssen, oder sorgt eine „Klarstellung der Regeln“ dafür, dass die umstrittene Interpretation nicht mehr funktioniert und Brawn, wahrscheinlich dann aber auch Toyota und Williams, konventioneller bauen müssen? Sollten die anderen aufrüsten müssen, dürfte Red Bull einer der Verlierer sein. Das Auto ist so konzipiert, dass eine Umstellung mit großen Schwierigkeiten verbunden ist.

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