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Sport: Nach Gabor Kiralys Ausfall darf Christian Fiedler wieder das Tor von Hertha BSC hüten

Die Wende im Spiel trägt einen Namen. Christian Fiedler.

Die Wende im Spiel trägt einen Namen. Christian Fiedler. Plötzlich kann der Mann wieder sagen: Drin, ich bin drin. Denn draußen war er lange genug. Natürlich findet der Ersatztorwart von Hertha BSC die Verletzung Gabor Kiralys "sehr bedauerlich", doch dieser Ausfall bringt den "Reservisten für die Ewigkeit" ins Spiel zurück.

Christian Fiedler darf wieder spielen. Er muss sogar spielen, wie gestern Abend im Trainingslager in Portugal zu freundschaftlichen Zwecken gegen Holstein Kiel, als Hertha 4:1 gewann. Ermöglicht wurde sein Einsatz durch den verletzungsbedingten Ausfall des Stammtorwarts. Gabor Kiraly hatte Mittwoch angeschlagen das Trainingslager verlassen. Gestern früh unterzog er sich in Berlin bei Gert Schleicher, dem Bruder von Herthas Mannschaftsarzt Ulrich Schleicher, einer Kernspintomographie. Die Diagnose: Riss des Innenmeniskus. Kiraly wurde sofort operiert. "Wenn alles gut verläuft, fällt Gabor vier bis fünf Wochen aus", sagt Schleicher.

Gestern Abend traf Amateurtorwart René Renno im Berliner Quartier ein. "Alles andere, etwa eine Neuverpflichtung, die übrigens gar nicht mehr möglich ist, da die Transferfrist abgelaufen ist, wäre reiner Aktionismus", sagt Manager Dieter Hoeneß. "Für solche Momente haben wir einen zweiten, guten Torwart. Christian Fiedler hat unser Vertrauen, dafür hat er trainiert, er ist ja nicht zweiter Mann zum Selbstzweck. Im Grunde genommen ist ja jetzt das eingetreten, was er will, nämlich spielen."

Fiedler selbst reagiert gelassen auf die Dinge, die sich plötzlich um seine Person herum abspielen. "Mit einer solchen Situation muss man leben, wenn man immer hinten dran ist. Wenn du gebraucht wirst, musst du fit sein. Das mit der Verletzung tut mir natürlich Leid." Seit dem 21. September 1997 hat Fiedler nicht mehr im Tor von Hertha BSC gestanden. Nach einer 0:4-Niederlage gegen Hansa Rostock musste ein Bauernopfer her: Christian Fiedler. Gabor Kiraly erhielt seine Chance und nutzte sie.

Im Frühjahr 199 erhielt Fiedler einen neuen Vertrag von Hertha BSC bis 2001, mit dem Hinweis, "dass ich hier als Nummer zwei verlängere", erzählt Fiedler. "Das war Inhalt meiner Vertragsgespräche mit dem Manager." Trainiert hat er in der spiellosen Zeit meist mehr als Kiraly, der wegen der hohen Spielbelastung gelegentlich Auszeiten nahm. Nun wird es zum Rückrunden-Auftakt am 4. Februar wieder der FC Hansa Rostock sein, gegen den Fiedler sein erstes Pflichtspiel für Hertha nach zweieinhalb Jahren absolvieren wird. "Das hat eine gewisse Note", sagt der 24-Jährige. Mehr nicht. "Für mich zählt, dass ich eine gute Leistung bringe und der Mannschaft weiterhelfen kann. Ich will schon zeigen, dass Hertha auch mit mir erfolgreich sein kann." Dieses Bedürfnis ist durchaus verständlich. Schließlich "stand ich 104 oder 105 Spiele in Folge für Hertha im Tor und habe meinen Teil dazu beigetragen, dass wir damals nicht aus der zweiten Liga ab- und ein Jahr später in die Bundesliga aufgestiegen sind."

Schwer genug wird es für Fiedler ohnehin. Wenn Kiraly kommt, wird er wieder weichen müssen. "Alles andere wäre eine Überraschung. Darauf habe ich mich eingestellt." Man könnte auch sagen, dass er sich als Nummer zwei bei Hertha eingerichtet hat. "Damals war das eine schwere Phase für mich. Aber ich sehe das nicht mehr so verbissen." Fiedler konzentriert sich nur auf das Jetzt, auf das neue, alte Gefühl, wieder im Kasten zu stehen. "Wenn du so lange nicht gespielt hast, merkst du, dass irgendetwas fehlt. Du machst und tust, aber es fehlt etwas", erzählt Fiedler und ringt nach einem passenden Vergleich. "Das muss so sein wie Sex ohne Orgasmus."Hertha im Internet: www.herthabsc.de

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