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Sport: Nachricht von Max

Fia-Präsident Mosley bleibt hart und droht den Formel-1-Teams mit Streichung zugunsten neuer Rennställe

Berlin - Im Streit um die Formel-1-Regeln für die kommende Saison hat Max Mosley die mit Spannung erwartete Antwort gegeben. Und das Spannende ist, dass sie so ausfällt wie erwartet. „Die Fia wird sich keine Bedingungen diktieren lassen“, sagte der Präsident des Automobil- Weltverbands (Fia). „Ich sage: Wenn ihr die Regeln gestalten wollt, dann könnt ihr eure eigene Meisterschaft ausrichten. Aber wir haben die Formel-1-WM. Für die machen wir die Regeln.“ Nun steuert der Streit um die Zukunft der Rennserie auf ihren Höhepunkt zu. Mosley ist siegesgewiss: „Jetzt haben wir den Konflikt, und wir werden sehen, wer sich durchsetzt.“

Die neun in der Teamvereinigung Fota organisierten Rennställe hatten diese harsche Depesche mehr oder weniger herausgefordert. Sie hatten sich zwar kurz vor Ablauf der Meldefrist am 29. Mai für die kommende Saison eingeschrieben, doch dies an Bedingungen geknüpft. So hatten sie zum Beispiel den Abschluss eines neuen Grundsatzvertrags gefordert, branchenintern „Concorde Agreement“ genannt. Der regelt unter anderem die Verteilung der Formel-1-Geldflüsse.

Die von den Rennställen bis 12. Juni geforderte Unterzeichnung der neuen, von ihnen ausgearbeiteten Vereinbarung nannte Mosley „unrealistisch“. „Ein Concorde Agreement, dessen Entwurf man erst so spät bekommen hat, kann man nicht bis zum 12. Juni unterschreiben“, sagte Mosley der „Motorsport aktuell“.

Hintergrund ist der Streit um das künftige Formel-1-Reglement, in dem Mosley im Alleingang die Einführung einer Budgetobergrenze von 45 Millionen Euro durchgepeitscht hat. Damit will er das ruinöse Wettrüsten der Automobilkonzerne eindämmen und neue, unabhängige Teams in die Formel 1 locken. Die Fota will die Grenze zumindest um ein Jahr verschieben. „Ansonsten sind die Meldungen der neun Teams ungültig“, sagte Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali.

Diese Drohung hat freilich wenig Gewicht. Am 12. Juni sollen die 13 Teams für die WM 2010 bekannt gegeben werden, und sollte sich bis dahin mit der Fota keine Lösung finden lassen, ist das weitere Szenario leicht vorhersehbar: Mosley wird die Einschreibungen nicht akzeptieren. Dabei hat er das Recht auf seiner Seite, denn ein an Bedingungen geknüpftes Einschreiben widerspricht dem Fia-Sportgesetz. Dieses ungeschickte Vorgehen ist das Resultat der nur nach außen vorhandenen Einigkeit der Fota, die sich aufgrund der teils verschiedenen Positionen ihrer Mitglieder meist nur zu wenig tragfähigen Kompromissen durchlaviert. So fand auch ein Vorschlag von Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug keine Mehrheit, die Etats in der kommenden Saison zunächst auf 100 Millionen Euro zu begrenzen. Ein Insider bringt es auf den Punkt: „Da sitzen jede Menge Selbstdarsteller am Tisch.“

Das trifft auch auf Mosley zu. Es sei nicht einfach, mit ihm und Formel-1-Boss Bernie Ecclestone zu verhandeln, sagt ein Fota-Vertreter. Sie seien „very special guys“ – sehr spezielle Jungs. Abgesehen von Ferrari und Toyota unterstützen die Teams Mosleys Ansinnen einer Budgetobergrenze zwar, fühlen sich jedoch von seiner selbstherrlichen Art überrumpelt.

Der Fia-Präsident wiederum warf der Fota eine Verzögerungstaktik vor: „Es scheint ziemlich offensichtlich, dass sie versuchen wollten, die Einschreibefrist so lange hinauszuzögern, dass es zu spät für neue Teams wird.“ Doch angeblich haben sich bereits mindestens sechs neue Teams eingeschrieben. Mosley wähnt seine Position nun offensichtlich so stark, dass er glaubt, die bestehenden Teams mit den zahlreichen Neubewerbungen unter Druck setzen zu können. Insgesamt werden inzwischen sogar 15 mögliche neue Kandidaten gehandelt – auch wenn einige dieser Namen nicht unbedingt allerhöchste Seriosität vermuten lassen. Anderen – etwa dem USGPE-Team, Lola, dem österreichische Superfund-Rennstall mit dem früheren Formel-1-Fahrer Alexander Wurz an der Spitze oder dem Prodrive-Team – sind ernsthafte Ambitionen zuzutrauen. Hinzu kommt, dass sich Mosley der Treue mindestens zweier Teams sicher sein kann: Williams, das sich bereits eingeschrieben hat, und – Ferrari.

Die Italiener stehen zwar an der Spitze der Revolte, kämpfen aber mit stumpfen Waffen. Durch ihren Vertrag mit der Fia sind sie noch bis 2012 an die Formel 1 gebunden. Das Wahrmachen des angedrohten Ausstiegs würde das Zurückzahlen der Zuwendungen der Fia von vermutlich mehr als 300 Millionen Euro in den letzten Jahren und zudem eine hohe Geldstrafe nach sich ziehen. Zudem rücken erste Mitstreiter nun ein wenig von der Scuderia ab, zumal die sich auch noch ein geheimes Vetorecht bei Regeländerungen hat zusichern lassen. Ferrari sei natürlich eine legendäre Marke, aber man komme auch ohne die Italiener aus, sagt ein führender Mitarbeiter eines Konkurrenzteams. Das Vetorecht müsse sowieso weg.

Aus Fota-Kreisen wurden weitere Gespräche zur Konfliktlösung während des Grand Prix der Türkei am Wochenende angekündigt – ob nur Fota-intern, mit den neuen Teams oder gar mit Mosley, blieb unklar. Klar ist nur: Für die Beteiligten geht es nun vor allem darum, ohne großen Gesichtsverlust aus dem Stellungskrieg der Selbstdarsteller herauszukommen.

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