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Beckenbauer

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Nationalmannschaft: Beckenbauer: Lehmann ist "Risiko"

Die Torwartdiskussion in der Nationalelf treibt Franz Beckenbauer Sorgenfalten auf die Stirn. Trotzdem sieht der "Kaiser" das deutsche Team als EM-Favorit.

Franz Beckenbauer zählt die deutsche Nationalmannschaft zum "engeren Favoritenkreis" bei der Fußball-EM. Doch gut vier Monate vor dem Turnier in Österreich und der Schweiz warnt der "Kaiser" vor der "Torwart-Problematik" um Arsenal-Ersatzmann Jens Lehmann. "Joachim Löw hat da keine leichte Aufgabe. Macht Lehmann einen Fehler, sagt jeder, wie kann man den spielen lassen. Das ist keine schöne Situation und ein gewisses Risiko", meint Beckenbauer.

Das Titelrennen in der Bundesliga ist für Beckenbauer noch völlig offen, wobei die Sympathien des Münchner Vereinspräsidenten natürlich beim FC Bayern liegen. Am schönsten fände es der 62-Jährige, wenn der Rekordchampion den Meistertitel am 17. Mai gegen Hertha BSC am letzten Spieltag in der heimischen Allianz Arena perfekt machen würde.

Beckenbauer traut HSV viel zu

Bis dahin erwartet Beckenbauer "einen Dreikampf" zwischen dem FC Bayern, Werder Bremen und dem Hamburger SV. Seinem Ex-Klub von der Elbe traut er als einzigem Team zu, die beiden Spitzenmannschaften aus München und Bremen noch zu attackieren. "Die haben sich damit abgefunden, dass ihr Trainer Huub Stevens geht. Also ich denke, wenn sie sobald wie möglich einen neuen Trainer präsentieren, dann traue ich ihnen zu, dass sie um den Titel mitspielen können", sagte Beckenbauer über den HSV.

Für den FC Bayern sei es ein großer Vorteil, dass die Nachfolge von Ottmar Hitzfeld mit der Bekanntgabe von Jürgen Klinsmann als neuem Trainer für die kommende Saison geregelt sei. "Dass man die Spekulationen vom Tisch hat, ist wichtig. Sonst hätte man die nächsten Monate jeden Tag Spekulationen gehabt. Das hätte nur Unruhe gebracht", sagte der Bayern-Boss. Die Position von Noch-Trainer Hitzfeld sieht er nicht geschwächt. "Nein, weil der Ottmar eine Respektsperson ist. Die Spieler respektieren ihn. Das spürt man."

Keine "Revolution" durch Klinsmann

Eine "Revolution" erwartet Beckenbauer mit der Ankunft von Ex-Bundestrainers Klinsmann im Sommer in München nicht. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass er personell etwas ändert, dass er Karl-Heinz Rummenigge absetzt oder mich, das glaube ich nicht", sagte Beckenbauer mit einem Augenzwinkern. Viele von Klinsmanns Neuerungen hätten in der Bundesliga längst Einzug gehalten - auch beim FC Bayern.

Für das EM-Turnier im Sommer müsse Klinsmann-Nachfolger Löw das DFB-Team gut einschwören, damit der Titel-Coup gelingen kann. Man habe "ein Jahr ohne Michael Ballack, Torsten Frings und Bernd Schneider gespielt. Wenn die Leistungsträger zurückkommen, muss man schauen, wie die Mannschaft harmoniert. Die Vorbereitung wird ganz wichtig sein", sagte Beckenbauer. Die Konkurrenz sei stark. "Vor einem Jahr hätte ich noch gesagt: Deutschland ist klarer Favorit. Aber die anderen haben aufgeholt und sind auf Augenhöhe. Deswegen würde ich sagen, Deutschland gehört zum engeren Favoritenkreis", sagte Beckenbauer, der Italien, Frankreich und Spanien als weitere Anwärter auf die EM-Trophäe nannte.

"Lehmann ist sicher der beste"

Besondere Bedeutung misst Beckenbauer der Lösung der Torwart-Thematik bei. "Lehmann ist sicher der Beste. Timo Hildebrand ist in Valencia noch schlimmer dran. Der Torwart ist eine wichtige Position. Die Abstimmung mit der Abwehr ist entscheidend. Joachim Löw hat da keine leichte Aufgabe", sagte er.

Ein Dreivierteljahr nach seiner Wahl zum Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees fühlt sich Beckenbauer in diesem Amt wohl, trotz großen Reisestresses. "Aber es sind nicht nur die Sitzungen in den vielen Kommissionen, die einen beschäftigen. Ich muss beispielsweise bei der U17-WM und U20-WM der Frauen in Neuseeland und Chile anwesend sein. Wenn es nur die Sitzungen wären, wäre es einfach", berichtete er.

Doch ohne diese Aufgabe wäre dem "Kaiser" offenbar ein wenig langweilig. "So ganz ohne Tätigkeit und alles auf Null einzuschränken geht für mich definitiv nicht. Wenn ich es gesundheitlich schaffe, muss ich das Rentnerdasein wohl noch vor mir herschieben", sagte der Multi-Funktionär.

Arne Richter[dpa]

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